Vermissen Sie Eckkneipen?
: „Dann stirbt das alte Berlin eben“

Edith Kirstein, 62, Hauswart

Das Sterben der Eckkneipen ist sehr schade. Ich gehe selber gerne dahin. Die Atmosphäre ist da so familiär. In Restaurants ist es immer so stur und steif, es kommt dort zu keinem Kontakt zwischen den Leuten. Das ist das Schöne dort. Man trifft dort nette Leute, hat schöne Musik. Das macht für mich auch etwas typisch Berlinisches aus. Ohne Eckkneipen verliert die Stadt auf jeden Fall ein Stück Milieu.

André Zschech, 21, Student

Ich gehe da nicht hin, ich wäre auch nicht willkommen. In Eckkneipen gehen nur alte Leute, die Bier trinken und Fußball gucken. Eckkneipen sind komisch. Lieber gehe ich in moderne Kneipen am Hackeschen Markt. Da gefallen mir Musik, Leute und vor allem die Einrichtung. Aber es ist schade, dass es im Bezirk Mitte wenige Eckkneipen gibt. Für die, die das mögen, sollte es auch hier Eckkneipen geben.

Frank Winkler, Künstler und Sozialpädagoge, 33

Die Gastronomie in den Eckkneipen ist ziemlich schlecht. Außerdem kommen sie mir ein bisschen muffig vor. Ich mag es irgendwie frischer. Wenn die Eckkneipen sterben und damit das alte Berlin, dann stirbt das alte Berlin eben. Es entsteht dann halt was Neues. Ich will nicht in Antiquitäten sitzen. Ich gehe meistens ins „Frida Kahlo“ in Prenzlauer Berg. Die haben da eine klasse Maissuppe.

Ira Miler, 20, Studentin

Normalerweise gehe ich nicht so viel aus. Und wenn, dann gehe ich in Szenekneipen im Bezirk Friedrichshain, wo ich wohne. Die Kneipen müssen klein und gemütlich sein, mit schöner Musik und vor allem nicht zu teuer. Ich bin zwar nie in typische Eckkneipen gegangen, aber es ist schade um sie, denn Berlin verliert dadurch ein Stück seiner Kultur. Diese Kneipen waren ziemlich gemütlich.

Angela Mensing, 33, Architektin

Die Eckkneipen sind für mich was Berlintypisches: verraucht, man hört dort die Berliner Schnodderschnauze. Insofern bedauere ich, dass viele schließen. Die Frage ist, woran das liegt: Haben die Leute kein Geld um auszugehen, oder gehen sie in andere Kneipen? Es ist nicht so, dass ich jeden Tag in Eckkneipen gehe, nur manchmal, wenn ich ein Bier trinken möchte oder eine Bulette essen will.

Joachim Bach, 54, Beamter

Das Kneipensterben berührt mich gar nicht. Ich weiß nicht, was ich da soll. Die Ursprungssituation der Eckkneipen ist ja so, dass die Berliner Arbeiterschaft die Eckkneipen hervorragend besucht und finanziert hat. Mittlerweile haben die Kneipen durch einen sozialen Wandel ihre Funktion verloren. In meiner Studienzeit bin ich ab und zu in die Kneipe gegangen, aber jetzt gehe ich selten aus.

Umfrage: Isabel Merchan

Fotos: Jan Nordmann