Die Transrapid-Debatte und das Verhältnis der SPD zur Technik
: Fetisch bleibt Fetisch

Allen ist klar: Der Transrapid ist am Ende. Doch weil die SPD nicht als technikfeindlich dastehen will, spricht sie das Offensichtliche nicht aus. Noch einmal bekannte der Verkehrsminister im Auftrag seines Kanzlers, dass weiter nach einer Referenzstrecke gesucht werde. Dabei hat die Regierung allen Grund, das Ende zu verkünden. Die Bahn erklärte den Transrapid für unrentabel. „Na gut, wir haben’s versucht“, könnte der Verkehrsminister nun sagen – und uns alle erlösen von dieser Geisterdebatte.

Stattdessen wird überkompensiert. Weil Schröder sich als Modernisierer geben will, muss er verhindern, dass das technikfeindliche Image der Grünen auf seine Partei abfärbt. Das führt dazu, dass sich die Regierung unnötig den Kopf der Industrie zerbricht.

Ein ähnliches Schema ist bei der Atomausstiegsdebatte festzustellen. Auch hier hat die SPD eine Einigung mit den Grünen verschleppt, nur um nicht als technik- oder gar wirtschaftsfeindlich dazustehen. Damit tut sich die Partei keinen Gefallen – das Ergebnis stand in beiden Fällen schon lange fest. Wer so verschleppt, schwächt nur die eigene Position.

Das alles wäre nicht so schlimm, wenn die SPD wenigstens auf tatsächlich zukunftsfähige Technik setzen würde. Als 1979 die Magnetschwebetechnik auf der Internationalen Verkehrsausstellung vorgestellt wurde, erkannte Apple-Gründer Steve Jobs gerade, wie man mit Maus und Menüsteuerung den PC revolutionieren kann. Vier Jahre später kam der Apple mit dieser Technik auf den Markt, inzwischen kann man mit Handys im Internet surfen – der Transrapid ist noch immer nicht regulär auf der Schiene.

Mit ihrem Fetisch Transrapid sagt die SPD mehr über ihr Verhältnis zur Technik aus, als ihr lieb ist. Die SPD war und ist alles andere als technikfeindlich, und außer der Opposition in Wahlkampfzeiten würde das auch niemand ernsthaft behaupten. Vielmehr haben die Sozialdemokraten noch immer geglaubt, dass Technik automatisch Wohlstand und Jobs bringe. Und dabei immer einseitig auf Großtechnik gesetzt: auf große Wohnsiedlungen, große Kohlekraftwerke, auf Stahl und den Segen der Atomkraft. Die kurze Phase ökologischer und dezentraler Besinnung ihrer Programmschreiber kurz vor 1989 hat es nie in die praktische Politik geschafft.

Doch wenn die SPD wirklich modern sein will, sollte sie lieber Garagenfirmen oder Institute mit ihren Ideen fördern, statt die Milliarden der alten Großindustrie für einzelne Prestigeprojekte à la Transrapid hinterherzuwerfen. Matthias Urbach