Petra Roth steht jetzt ziemlich alleine da

Die Frankfurter Oberbürgermeisterin gerät immer stärker unter Druck: Nach der Herkunft der Schwarzgelder hat sie nie gefragt. Koalitionspartner SPD rät zum Rücktritt

Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) hat einen schweren Stand. In der großen Koalition von CDU und SPD, die sich verschämt „Plattform“ nennt, kriselt es. Weder sie noch andere CDUler am Main hätten, versicherte die Oberbürgermeisterin in den letzten Tagen immer wieder, wissentlich Geld von den schwarzen Konten Helmut Kohls bekommen.

Allerdings, räumte sie am Donnerstag ein, kenne sie Horst Weyrauch. Der sei 1994 zu einem Gespräch in eine Sitzung des Kreisvorstandes gekommen. Der Gast habe mit den Kommunalpolitikern über die chronische Ebbe in der CDU-Kasse geplaudert. Das sei 1994 gewesen. 1995, die rot-grüne Koalition war geplatzt, ging Roth dann in einen vorgezogenen Direktwahlkampf gegen den SPD-Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, der von seinen eigenen Parteigenossen weggemobbt worden war. Roth gewann und regiert seither vor allem repräsentativ. Am Donnerstag beantwortete sie einige der in einem Katalog gestellten Fragen des Koalitionspartners SPD, blieb dabei aber seltsam vage. Weyrauch habe ihr „nichts gesagt von dem Konto“. Und auch Prinz Wittgenstein habe ihr nie finanzielle Zusagen gemacht.

Der Prinz verwaltete nicht nur die hessischen, sondern auch die Konten der Frankfurter CDU. Dass Geld aus den angeblichen Schweizer Vermächtnissen nach Frankfurt geflossen ist, ist inzwischen unbestritten. Ordentlich im Haushalt verbucht wurde es nicht. Auch in den Protokollen des Kreisverbandes steht kein Wort über seine Herkunft. Der Geldsegen regnete vor allem 1992, in der Zeit, als Petra Roth Kreisvorsitzende war. Damals notierte der Protokollführer, sie habe sich bei Wittgenstein für die „bemerkenswerten Einnahmen“ bedankt. Das waren damals immerhin 3,5 Millionen Mark. 1996 freute sich dann Walter Wallmann laut Protokoll über noch einmal die gleiche Summe. Hinweise auf die Schwarzkonten finden sich in den Rechenschaftsberichten der beiden Jahre als merkwürdige Vermerke: 1991 „Kontierung war vorgesehen“, 1996 „Vermächtnis“. Der derzeitige Kreisgeschäftsführer Heinz Daum erinnert sich, dass alle zufrieden waren und „niemand nachgefragt“ habe. Er sei, sagt er heute, „selbst getäuscht“ worden.

Noch schwelt der Streit der großen Römer-Koalition unter der Decke, erste Rauchzeichen aber sind zu erkennen. Die SPD sagte gemeinsame öffentliche Auftritte ab und forderte die Oberbürgermeisterin auf, zumindest über einen Rücktritt nachzudenken. Dies wiederum nannte die CDU einen „miesen Stil“. Petra Roth gab sich am Donnerstagabend beim Neujahrsempfang der Frankfurter CDU kämpferisch. Sie will im Jahr 2001 wieder zum Kommunalwahlkampf antreten. Gegenkandidat wird wahrscheinlich der derzeitige Bürgermeister Joachim Vandreike (SPD) sein.

Währenddessen forderten die Grünen das Stadtparlament auf, Helmut Kohl die Ehrenbürgerschaft der Stadt abzuerkennen. Die Verleihungsurkunde hatte Petra Roth dem Altkanzler im September 1999 überreicht. Die Grünen liefern heute Vormittag schon einen Vorgeschmack auf den kommenden Wahlkampf. Sie verteilen in der Innenstadt Bimbes: 200-Mark-Scheine mit dem Konterfei Kohls. Heide Platen, Frankfurt