„Der Skandal übertrifft alles bisher Gemessene“

Die neuesten Zahlen des ZDF-Politbarometers belegen dramatische Verluste der CDU: Die Union verliert im Moment monatlich zweistellige Prozentpunkte in der Wählergunst

Der Absturz der Union im Ansehen der Wähler geht ungebremst weiter. Nach dem ZDF-Politbarometer für Januar verlor die CDU/CSU aufgrund der Spendenaffäre erneut zweistellig um zehn Prozentpunkte. In der politischen Stimmung erreicht die Union danach nur noch 32 Prozent (Dezember 43 Prozent). Bereits im Dezember hatten die Demoskopen einen Einbruch von zwölf Punkten ermittelt. „Der Parteispendenskandal der CDU übertrifft in der Wahrnehmung der Bürger alles bisher Gemessene im Politbarometer“, betonte das ZDF.

Alle übrigen im Bundestag vertretenen Parteien konnten dagegen im Januar zulegen: SPD 45 Prozent (Dezember 41), Grüne acht (sechs), FDP fünf Prozent (drei) und die PDS sechs Prozent (vier). Bei der so genannten Sonntagsfrage wird allerdings durch die längerfristigen Bindungen der Wähler der starke Verlust der Union abgemildert. Bei einer Bundestagswahl erhielte die SPD 39 Prozent (plus drei), CDU/CSU 40 Prozent (minus fünf), Grüne sechs (plus eins), FDP fünf (plus eins), PDS unverändert sechs, Sonstige unverändert vier Prozent. Damit würde es einen Gleichstand im Bundestag zwischen Rot-Grün und Schwarz-Gelb geben.

Auch auf der Liste der zehn wichtigsten Politiker in Deutschland gab es erhebliche Veränderungen. Neu vertreten sind CDU-Generalsekretärin Angela Merkel und der schleswig-holsteinische CDU-Spitzenkandidat Volker Rühe. Der CDU-Vorsitzende Wolfgang Schäuble fiel „mit dramatischen Verlusten“ von Platz vier auf neun. Sein Vorgänger Helmut Kohl landete „weit abgeschlagen“ auf dem letzten Platz.

Auf Platz eins der Politikerliste kam erneut der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) mit einem Wert von 2.1 auf der Beliebtheitsskala (Dezember 2.0). Es folgen Joschka Fischer 2.0 (1.9), Bundeskanzler Gerhard Schröder mit dem stark verbesserten Wert von 1.7 (1.2).

Auf die Plätze sechs und sieben kommen die CDU-Politiker Merkel mit einem Einstandswert 0.9 und Volker Rühe mit 0.8. Schäuble rutschte unter die Null-Marke auf minus 0.5. Im Dezember lag er noch bei Plus 1.1. Altkanzler Kohl folgt auf dem letzten Platz mit minus 1.3 (Dezember Minus 0.1). Im November hatte er noch einen Plus-Wert von 1.5.

Trotz der schlechten aktuellen Werte für Kohl werden seine Leistungen in der Vergangenheit noch anerkannt. 75 Prozent der Deutschen beurteilen seine politische Leistung insgesamt eher gut. Auf die Frage, ob Schäuble als Parteivorsitzender zurücktreten soll, sagen 56 Prozent ja, 36 Prozent nein. In der Unionsanhängerschaft ist das Bild umgekehrt: 57 Prozent wollen, dass er nicht zurücktritt, 35 Prozent sagen, er soll zurücktreten. dpa