Auch ein Mathelehrer hat kein laues Leben

Jammern will Olaf Lau nicht. Er drückt sich eher lapidar aus: Eine zusätzliche Unterrichtsstunde sei „natürlich immer machbar“. Aber dann, warnt der Lehrer eindringlich, werde „das, was man macht, schlechter“. Lau ist Mathematik- und Physiklehrer am Otto-Nagel-Gymnasium in Marzahn. Der 37-Jährige unterrichtet 25 Unterrichtsstunden pro Woche. Er hat einen Leistungskurs, Grundkurse, aber auch 8. und 9. Klassen.

Laus Arbeitbelastung ist sehr unterschiedlich: „Es gibt Stoßzeiten und Wochen, wo weniger los ist.“ Besonders viel Arbeit falle im Herbst an. „Die gesamten Herbstferien verbringe ich damit, die Abituraufgaben zu konzipieren.“ Eine „normale“ Klassenarbeit für eine neunte Klasse zu erstellen, dauere dagegen nur anderthalb Stunden. An manchen Tagen habe er neben dem Unterricht nur ein bis zwei Stunden zusätzliche Arbeit.

Doch das Vorurteil, Mathematiklehrer würden immer wieder die gleichen Aufgaben stellen und deshalb weniger Arbeit haben, will Lau nicht bestätigen: „Manche machen das, aber das sind nur wenige.“ Es würde jedes Jahr neue Schwerpunkte geben. Je komplexer die Aufgaben seien, umso länger dauere die Vor- und Nachbereitung – wegen der verschiedenen Lösungswege. Er habe schon mal drei Stunden an einer Abituraufgabe im Mathematik gesessen. „Damit habe ich genauso viel Arbeit wie ein Deutschlehrer.“

Marianne Hirsch fühlt sich schon ohne die geplante zusätzliche Stunde, als ob sie „auf dem Zahnfleisch“ ginge. Die 53-Jährige ist Klassenlehrerin an der Werbellinsee-Grundschule in Schönberg. Sie unterrichtet 26 Stunden, weil sie Klassenlehrerin ist, bekommt sie eine Stunde ermäßigt. Doch das reiche nicht aus: Ein Drittel der Kinder in ihrer Klasse, so Hirsch, sei schwierig. Sie müsse deshalb „eigentlich jeden Tag“ Gespräche mit den Eltern führen. „Das frisst viel Zeit.“ Dazu kommen pädagogische Konferenzen mit dem Kollegium, Elternabende, Projektwochen und Feiern. Auch muss sie wegen der Lehrmittelknappheit selbst Materialen – wie Wortkärtchen – herstellen. „Ich arbeite 50 Stunden die Woche“, resümiert die Grundschullehrerin. Eine weitere Stunde zu unterrichten würde das Kollegium „enorm strapazieren“. Viele der LehrerInnen seien schon über 50 Jahre alt.

Daniela Reineck-Ulbrich ist entspannter. Sie unterrichtet seit sieben Jahren an der 1. Gesamtschule in Wilmersdorf Deutsch, Religion und Sport. Von den 24 Stunden wöchentlich sind 11 Stunden Sport. Dafür braucht sie pro Einheit zehn Minuten Vorbereitung, es sei denn, es steht eine neue Sportart an. Hinzu aber kommen Fortbildungen, die Reineck-Ulbrich regelmäßig besucht. Für den Deutschunterricht muss die Studienrätin wesentlich mehr vorbereiten. Konzeption und Korrektur von drei Aufsätze und zwei Diktate, das gängige Programm pro Halbjahr, fresse viel Zeit. Reineck-Ulbrich arbeitet mit einer vollen Stellen „rund 32 Stunden die Woche“. Doch häufig werde es auch mehr, zum Beispiel wenn die Bundesjugendspiele anstehen. nau