Fakat Dikkat et!

Wahre Lokale (4): Der Kölner Severinstor Grill als echt coolinarischer Toptipp

Für Fallschirmreisende, die am Bahnhof landen, ist der Grill am leichtesten mit der Straßenbahnlinie 16 zu erreichen

Eigentlich könnte man die Kölner Südstadt getrost niederbrennen. Zum einen, weil in dem Viertel „Arsch-Huh-Zäng-Usinander-und-auch-sonst-selten-mehr“-Nölen wie dat Niedeggen, Wolfjang, oder abgeschmackte Spaß-Schnarch-Säcke vom Kaliber Wilfried Schmicklers regelmäßig ihr Kölsch zischen, um dem Motto „Früh Kölsch macht früh alt“ gerecht zu werden; zum anderen, weil die Kölner Südstadt auch sonst nichts zu bieten hat. Wie gesagt: Eigentlich könnte man –

Wenn da nicht auch noch der Severinstor Grill wäre. Bei dem Namen dieses Etablissements kikerikien nur scheinbar wiehernd „rheinischer Sauerbraten“ und „Halve Hahn“ aus der Speisekarte heraus. Denn so wenig der „Halve Hahn“ ein „Halbes Hähnchen“ ist, so wenig ist der Severinstor Grill eine typisch deutsche Lokanteria. Nein, hinter der Glastheke steht immer ein ganzer rotbemützter Clan fröhlicher Türken, allzeit dazu bereit, herrlichste Nahöstlichkeiten zu servieren.

Für kleinere Krampfadergeschwader stehen einige wenige Tische und Stühle im hinteren Teil der Grillstube parat; weniger Beinleidige sollten stehen bleiben – direkt am Eingang, an der Wandtheke, unter der Welt- oder der Türkeikarte. So können die Gäste mit türkischer Allah-Lalla im Ohr ihre reisefreudigen Finger langsam durch unerschlossene Länder und Regionen streifen lassen, Urlaubspläne schmieden und nach dem Genuss von „Mercimek Corba“ (rote Linsensuppe), „Adana Kebap“ (mit Antep-Pfeffer gewürzter Hackbraten) oder „Tavuk Döner“ (Hähnchenfleisch vom Drehspieß) selig die Bäuerchen mit Raki ertränken.

Der Anisschnaps wird pur serviert oder als „Aslan Sütü“ (Löwenmilch), also mit Wasser gestreckt und weiß gefärbt. Hungerleider können in den Severinstor Grill übrigens wider alle üblichen kölschen Öffnungs- beziehungsweise Schließungszeiten bis drei, vier Uhr morgens einfallen; die Kollegen Droste und Lipski wurden sogar schon einmal deutlich später dabei beobachtet, wie sie an diesem feinen Orte diverse leckere Kleinig-, aber Köstlichkeiten vermümmelten – und mit dem Raki rangen.

Für Fallschirmreisende, die in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofs landen, ist die kulinarische Kölner Oase am leichtesten mit der Straßenbahnlinie 16 zu erreichen, die sozusagen unmittelbar vor der Tür des Toptipps hält. „Fakat Dikkat et!“ – Achtung ist jedoch geboten: Aufgrund seiner Nähe zum Clodwigplatz (gleichzeitig auch die Haltestelle!) wird immer wieder fälschlich kolportiert, der Severinstor Grill heiße Clodwig Grill.

Indes: Wer ihn einmal besucht hat, wird auch endgültig erspürt haben, dass „Döner“ zurückzuführen ist auf das Verb „dönmek“: „sich drehen, kreisen, rotieren“, aber auch „zurückkehren, -kommen, -fahren“. Björn Blaschke