„Gespräche“, „Gerüchte“ und die engsten Freunde

In Berlin lud der Nachrichtensender N24, sich selbst und seine Geburt zu feiern

Ludwig Mies van der Rohe, Architekt der Neuen Nationalgalerie zu Berlin, galt als Freund des Zeitgeistes. Die neue Zeit sei eine Tatsache, verkündete er, und als solche hinzunehmen. Die Lösung formaler und technischer Fragen lag ihm am Herzen, nicht die soziale Aufgabe. Nicht auf das Was, sondern auf das Wie komme es an.

Womöglich war es also weniger Zufall als kunstsinnige Berechnung, dass der neue Nachrichtensender N24 am Dienstag seine Premiere ausgerechnet in der Neuen Nationalgalerie feierte. Schließlich ist auch der Neue Markt eine Tatsache, wertfrei hinzunehmen und eine Frage der Technik: Kleinaktionäre haben Konjunktur; und wenn die auf dem Laufenden sein wollen, was ihr Geld so macht, dann sollen sie den Fernseher einschalten, wo ein Laufband mit den aktuellen Börsenkursen behende durchs Bild fließt und selbst der Nachrichtensprecher Newsbroker heißt.

Salbungsvolle Worte fand Geschäftsführer Ulrich Ende, eine „Feier für unsere engsten Freunde“ sollte es werden, so der scheidende Pro-7-Vorstand Georg Kofler. Den geladenen Gästen war indes nicht zu trauen: Gleich am Eingang schied eine Schleuse aus Metalldetektoren Spreu von Weizen, Eierhandgranaten und Schnellfeuerwaffen mussten draußen bleiben. Kein Wunder, gehören doch gefährdete Größen wie Ex-FinanzController Theo Waigel, Rudolf Scharping und Arabella Kiesbauer zu den „engsten Freunden“ der Münchner Konzerns. Der exklusive Kreis, der sich so zum Stelldichein traf, bestand zu je einem Drittel aus Prominenz, deren Leibwächtern sowie Journalisten und Personal. Das Buffett bot Delikatessen aus jenen sieben Ländern, in denen N24 Korrespondenten unterhält, und – ach ja – N24 lief auch die ganze Zeit. In Leinwand füllendem Format auf die Wände geworfen, sodass man sich ein erstes, ein überlebensgroßes Bild vom Programm und seinen Machern machen konnte.

Ein Michael Marx präsentiert Nachrichten in neckisch roten Hosenträgern, hemdsärmelig wie ein dampfgebügelter Larry King. Verhuscht dagegen der Wetterbroker, der sich mit der Maus durch eine Art „MicrosoftWeather“ klicken muss. Dann Nachrichten, die, bei N24 „groß geschreiben“, mit „Eyecatchern“ natürlich nicht geizen dürfen: Ein Foto vom österreichischen Rechtsaußen Jörg Haider ist lapidar mit „Gespräche“ untertitelt, einer Abbildung von Claudia Schiffer wird das elektrisierende Schlagwort „Gerüchte“ beigegeben. News für Otto NormalInvestors, das könnte klappen. Denen geht es nämlich nur um das Wie. Was?

Arno Frank