Bytes statt Begegnung

■ Ab Sommer soll Geld aus EU-Förderung für St. Pauli ausgeschüttet werden

24 Millionen Mark für St. Pauli, um einem armen Stadtteil aufzuhelfen – klingt gut. Doch das im Vorjahr zugesagte Geld ist nur für Wirtschaftsförderung da, und das enttäuscht vor allem Sozialprojekte auf dem Kiez. Wenn die Millionen, die zur Hälfte von der EU, zur Hälfte aus dem Hamburger Etat kommen, auch erst ab Sommer ausgeschüttet werden, so gibt es doch jetzt schon genug Begehrlichkeiten – und Kritik.

Das Euro-Geld ist ausdrücklich an Wirtschaftsförderung gebunden. „Die Mittel sind nun einmal nicht frei verfügbar für alles, was wünschbar wäre“, sagt der Sprecher der Wirtschaftsbehörde, Bernd Meyer. Den Spielbudenplatz aufzuhübschen, soziale Träger zu stützen – dafür sind die Millionen nicht vorgesehen. Darum arbeitet der Senat bei der Programmplanung, die er bis zum Sommer der EU vorzulegen hat, auch eng an Begriffen wie Existenzgründung, Infrastruktur-Verbesserung und Arbeitsplatzschaffung. Die Sorge des Senats: Wenn man sich nicht an diese Richtschnur hält, könnte die EU ihre Förderzusage rückgängig machen, und dann gibts gar nichts.

Am Sozialleben des Viertels geht der Geldsegen völlig vorbei – das ist die Hauptkritik von Trägern wie dem Stadtteiltreff Gemeinwesenarbeit GWA St. Pauli. Die GWA befürchtet jetzt schon ein „völlig veraltetes Verständnis von Wirtschaftsförderung bei der Behörde“, sagt Mitarbeiterin Sabine Stövesand. Der Stadtteiltreff habe sich schon im August bei der Behörde mit zwei eigenen Anträgen fürs Projekt beworben und bis heute nichts gehört: „Hier wird eine ganz wichtige Chance vertan.“

Meyer weist den Vorwurf zurück, mit dem Programm sollten vor allem schicke Werbe- und Multimediafirmen nach St. Pauli gelockt werden. Man ziele allgemein auf Branchen, die „aussichtsreich“ sind: „Das kann auch ein Blumenladen oder eine Gaststätte sein.“

Von jetzt bereits 80 vorliegenden Anträgen aus dem Stadtteil spricht die Interessensgemeinschaft St. Pauli. Eine Vorentscheidung, wer ins Programm kommt und wer nicht, fällt wahrscheinlich schon mit der Besetzung des Ausschusses, der die Förderung begleiten soll. Dort sind auch vier Sitze für Leute aus dem Stadtteil reserviert. Wer diese begehrten Plätze ergattert, ist noch offen. Peter Ahrens