Spanische Feuerwerker müssen kämpfen statt träumen

Frankreich, Spanien und Gastgeber Kroatien besitzen bei der Europameisterschaft im Handball noch Chancen auf den Einzug ins Halbfinale. Schweden und Russland sind durch

Zagreb (taz) – „Nichts Neues vom deutschen Team.“ Trainer Heiner Brand beweist Galgenhumor bei der noch bis zum 31. Januar andauernden Handball-Europameisterschaft in Kroatien. Bis dato zwei Punkte aus vier Spielen. Zuletzt ein 22:22 gegen Norwegen, wobei das Brand-Team, wie schon im Spiel gegen die Ukraine, lange Zeit wie der sichere Sieger aussah. Aber ebenso wie in jenem ersten Match ließen sich die Deutschen Sekunden vor dem Schlusspfiff noch ein Unentschieden einschenken – durch einen Siebenmeter. Ein Punkt, den die Norweger sich in diesem Turnier längst verdient hatten. Symptomatisch, dass sie ihn gerade gegen Deutschland erreichten.

„Es war ein hartes Spiel, wir sind zufrieden mit dem Ergebnis“, sagt denn auch Preben Vildalen, Abwehrchef der Norweger, die das erste Mal überhaupt an einer Europameisterschaft teilnehmen. Der 27-jährige Vildalen, der nach der Europameisterschaft seine Koffer beim ThSV Eisenach auspacken wird und eine echte Verstärkung für die Thüringer darstellt, ist jedoch insgesamt enttäuscht vom Abschneiden seines Teams. „Insgeheim hatten wir gehofft, noch auf den Zug nach Sydney aufzuspringen.“ Ein Traum von Olympia, der definitiv zerplatzt ist.

Auch die von vielen Fachleuten als Geheimfavorit gehandelten Spanier sind nach der deutlichen 22:28-Niederlage im Prestige-Duell gegen Frankreich zurück aus dem Tal der Träume. Nicht nur dass die bislang ein wahres Feuerwerk an moderner Handballkunst entzündenden Iberer auf ihren grippekranken Denker und Lenker Talant Duschebajew verzichten mussten. Für Carlos Ortega, den wichtigen Rechtsaußen vom FC Barcelona, ist diese Europameisterschaft vorzeitig beendet. Er erlitt im Spiel gegen Frankreich einen Jochbeinbruch und befindet sich bereits auf dem Heimweg. Eine erhebliche Schwächung des famosen Teams um den Schwiegersohn des spanischen Königspaares, der nach seinem 32. Geburtstag im Januar gern auch noch die Europameisterschaft gefeiert hätte. Doch so sind in der Gruppe des deutschen Teams, in der die Franzosen den bisher konstantesten Eindruck hinterließen, die Karten wieder neu gemischt.

In der zweiten Vorrundengruppe stehen Schweden und Russland bereits als Endrundenteilnehmer fest, müssen heute lediglich Gruppenplatz eins und zwei untereinander ausmachen. Dann wird sich auch entscheiden, ob die gastgebenden Kroaten in die Finals einziehen werden. Den Freunden des variablen, eher von Schnelligkeit denn Kraft und Härte geprägten Spiels wären Frankreich und Spanien sicher lieber. Wer sich in der Schlussphase eine Kulisse singender, fahnenschwingender und freudetrunkener Fans wünscht, bevorzugt allerdings „HRVATSKA!“.

Schon zum jetzigen Zeitpunkt ist zu konstatieren, dass die Europäische Handball-Föderation gut daran getan hat, eine Europameisterschaft auf den Balkan zu vergeben. Eine Region in Europa, die trotz aller politischen und ökonomischen Schwierigkeiten versteht, für eine ihrer Traditionssportarten ein wahres Fest auszurichten.

Anke Barnkothe