Rot-grünes Licht für Castor-Transporte

■ Bundesamt für Strahlenschutz genehmigt Atomtransporte aus drei süddeutschen Atomkraftwerken in das Zwischenlager Ahaus. Engpass der Betreiber aufgehoben. Anti-Atom-Bewegung kündigt Widerstand an

Berlin (taz) – Der Transportstopp für Atombehälter ist aufgehoben. Das dem Umweltministerium unterstellte Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) verkündete gestern in Berlin, dass es drei Transporte genehmigt habe. Damit können 15 Castoren auf den Weg geschickt werden: je sechs aus den Atomkraftwerken Neckarwestheim und Biblis und drei aus Philippsburg. Damit hat die rot-grüne Bundesregierung den noch unter CDU-Ministerin Angela Merkel im Mai 1998 verfügten Transportstopp aufgehoben.

Die Genehmigung wurde nur wenige Tage vor dem Wiederbeginn der Konsensgespäche zum Atomausstieg zwischen Bundesregierung und Stromkonzernen am 4. Februar erteilt. Schon am Dienstag hatte auch die SPD-Fraktion im Bundestag beschlossen, die AKW spätestens nach einer Laufzeit von 30 Jahren vom Netz zu nehmen, ähnlich wie die Grünen vorher.

Der hessische Umweltminister Wilhelm Dietzel (CDU) begrüßte gestern die bevorstehende Wiederaufnahme der Atommülltransporte, ebenso die RWE. Ohne eine Genehmigung hätte das hessische Atomkraftwerk Biblis B im Mai abgeschaltet werden müssen. Im von der RWE betriebenen Biblis B steht im Mai der jährliche Austausch der Brennelemente an, ohne dass derzeit genug Platz in den kraftwerkseigenen Abklingbecken für den benutzten Brennstoff wäre – ähnlich wie in den anderen beiden AKW.

Alle jetzt erteilten Genehmigungen gelten nur für das Lager Ahaus. Sie können frühestens in sechs Monaten rollen, weil sich die Polizei erst auf den Transport vorbereiten muss.

In der Anti-Atom-Bewegung stieß die Genehmigung auf breite Kritik. Laut Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative Umweltschutz im Wendland wäre die Genehmigung angesichts offener Sicherheitsfragen noch lange nicht nötig gewesen. „Die sachlichen Argumente überzeugen nicht“, so Ehmke: „Doch Umweltminister Trittin steht im Wort bei der Atomwirtschaft.“

Für den Transport weiterer Brennstäbe nach La Hague und Sellafield stehen die Genehmigungen noch aus. Bevor sie erteilt werden könnten, müssten noch umfangreiche Prüfungen vorgenommen werden, sagte BfS-Chef König. „Diese Transporte brauchen keine Vorlaufzeit von einem halben Jahr“, so Jochen Stay von der Anti-Castor-Kampagne „X-tausendmal quer“. „Hier waren die Proteste bisher geringer. Doch die wollen wir nun auch blockieren.“ urb/rem

Tagesthema Seite 3, Kommentar Seite 12