Kommentar
: Pfeffer im Sack

■ Warum Hamburger Handelskammer und Senat echte Freunde geworden sind

Erinnert sich noch jemand an Warnungen der Handelskammer vor rot-grün? Es muss lange her sein. Wenn irgendeine Interessensvertretung richtig zufrieden mit dem Senat sein kann, dann ist es die Lobby der Kaufleute. Neun Hauptforderungen formulierte Kammer-Geschäftsführer Schmidt-Trenz gestern, und SPD-Wirtschaftssenator Thomas Mirow schien als Ghostwriter engagiert worden zu sein.

Kammer und Senat – darüber, dass beide quasi im selben Gebäude residieren, ist oft gelästert worden. Doch die Wohngemeinschaft ist nur konsequent. Die Kammer ergreift nicht einmal die Chance, bei ihrer öffentlichen Jahresbilanz auf den von ihr angeblich so angefeindeten Verkehrsentwicklungsplan von Eugen Wagner einzudreschen. Aber wahrscheinlich haben die Kaufleute inzwischen die Gelegenheit genutzt, den Wagner-Plan zu lesen und festgestellt, dass von Wirtschaftsfeindlichkeit da tatsächlich nicht die Rede sein kann. Die Nebelkerze des Monats.

Die GAL, der kleine Koalitionspartner, kann man als möglichen Störenfried in der Hamburger Ehe von Senat und Kaufmannschaft vernachlässigen. Sie hat das Thema Ökonomie fast kampflos an die SPD abgegeben. Bis auf unregelmäßige Lebenszeichen zum Thema Multimedia hört man von grüner Wirt-schaftspolitik in Hamburg nicht viel. An Mirows wirtschaftsfreundlichem Kurs wird zwar unter der Hand ein wenig herumgemäkelt, aber damit hat es sich auch. Die Handelskammer kann richtig zufrieden sein: Hamburg hat auch unter rot-grün Pfeffer im Sack. Peter Ahrens

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