■ UrDrüs wahre Kolumne
: Massa Simba

Wenn auch den Menschen im gesetzteren Alter sexuelle Ausschweifungen nicht mehr so intensiv beschäftigen, so bleiben doch genügend Erinnerungen, um für entsprechendes Engagement jüngerer Zeitgenossen Verständnis aufzubringen. Und so kann auch ich den Wunsch mancher InhaberIn einer Kleinbildkamera nachvollziehen, Ablichtungen entsprechender Posen vorzunehmen und im Schnellabor die entstandenen Fotos ausdrucken zu lassen – dafür sind solche Einrichtungen ja wohl da. An Verständnis aber mangelt es mir für den jungen Mann, der seine fotographische Ausbeute in aller Öffentlichkeit auf dem Tresen einer hiesigen Fachabteilung ausbreitete, um sie intensiv zu sichten, nach unbekannten Kriterien zu sortieren und mit der Verkäuferin über angebliche Farbstiche zu diskutieren, natürlich unter Vorlage des drastischen Bildmaterials. Mich dann auch noch als wohlmöglich unabhängigen Sachverständigen in die Auseinandersetzung einzubeziehen, das fand ich schon sehr uncharmant. Im Übrigen war auf den besagten Fotos sowieso niemand, den ich kenne ...

Zu kurz schließt, wer beim geplanten Kahlschlag in der bremischen Kulturlandschaft nur daran denkt, dass Museen geschlossen werden. Richtig ist doch auch, dass man dann all die Paulas, Noldes, Dürers und indianischen Totenmasken nicht mehr benötigt und so nach und nach meistbietend verscherbeln darf. Kultursenator Bernt Schulte kann sich ja vom früheren Amtsinhaber Horst-Werner Franke oder auch von Werder-Willi, schon mal im Schnellkurs vermitteln lassen, wie man den Hammer schwingt. Mit dem Erlös kann der Senat dann noch ein paar Jahre selbstständiges Bundesland spielen und danach wird im Nordstaat ja wohl für das Mittelzentrum Bremen ein veritables Heimatmuseum abfallen. Und wenn das mit der Rückgabe der Beutekunst noch rechtzeitig klappt, bleibt auch noch was für die Bezuschussung von Theaterfahrten nach Oldenburg ...

Und wieder maulen die Grünen im Auftrag ihrer Pauker-Klientel über die verlässliche Grundschule und röhren pathetisch, man dürfe nicht Schüler- gegen Elterninteressen ausspielen. Wer die verständliche Freude des autonomen Schülers über jede ausgefallene Unterrichtsstunde kennt, der weiß, dass der bildungspolitische Grünspecht Helmut Zachau hier auf Basis einer sehr fragwürdigen Grundannahmen opponiert: nämlich der, dass die lernende Jugend von ihren Läpels nicht genug kriegen kann. Ein Irrtum, glaub's mir!

Heil Dir, Welfenhaupt/Prinz zu Hannover/Der sich sogar für scharze Moslems schlägt/Wo andere nur das philanthrope Maul/am Mikro öffnen ohn' Gefahr!/Heil Dir, Ernst August/Den man in Afrika/nur noch als Massa Simba kennt/Und dessen Ruhm zu mehren die Gerilja/bald ein Kommando Kleiner Prinz benennt/Ihn ziert nicht nur der Adel/der ihn von Geburt verwandt macht/mit Förgie, Queen Mum und Elißäbiß/Ihn statt der Expo sollte/Frau Nina Hagen mal besingen/Wird jemals er dann/in Monaco herrschen/so beug ich tief mein steifes Knie/um ihm als Hofnarr treu zu dienen/Heil Dir, Ernst August/Ritter stolz mit Regenschirm!

Apropos EXPO: Nun brauchte es ja nicht eines zusätzlichen Arguments, um diesen Deppentreff der Zukunftsgläubigen rigoros abzulehnen. Es passt aber schön ins Bild, dass gleich vier der acht offiziellen EXPO-Biere aus den quasi-monopolistischen Sudkesseln der Holsten-Brauerei schäumen: Wenn dies, bitteschön, der Weltöffentlichkeit durch Online-Bierfreunde mit allen dazugehörigen Ausdrucksformen der Verachtung per Internet-Botschaft mitgeteilt wird, dann werden wirklich nur die rettungslos verdorbenen Leser von Peter Mosleitners interessantem Magazin auf dem weitläufigen Areal zusammenkommen. Beim Auftritt von Karel Gott gönnen wir uns dann ein Starpramen oder das gute Schaumburger aus der mitgeführten Thermoskanne!

Noch 14 Tage bis zur Bürgerpark-Tombola, warnt heute schon

Ulrich „Glücksfee“ Reineking