Vergnügungssteuer für die CDU ■ Von Wiglaf Droste

So viel wie schon lang nicht mehr, wie der Li-La-Laune-Bär, Laune macht die CDU. Das letzte Mal, dass man der Partei nicht ungern Vergnügungssteuer gezahlt hätte, war 1987, in der Barschel-Affäre. Was für ein Personal: Reiner Pfeiffer und Werner Mauss; ein observierender Detektiv namens Harry Piel; in der Rolle des Opfers der schlüpfrige Björn Engholm, an der Pfeife suckelnd, tief „bedrückt“ und „schockiert“, obwohl er Bescheid wusste.

Und natürlich der Hauptdarsteller Uwe Barschel, der Streber mit dem Ehrenwort, der im Genfer „Beau Rivage“ auf der Strecke blieb: im Leben abgemeldet, in der Badewanne Kapitän. Weitere Mitspieler waren ein zudringlicher Stern-Fotograf, später gesellten sich über „Ethik“ diskutierende Journalisten hinzu – die waren besonders drollig. Durchblicker – oder waren es Querdenker? – kolportierten mit Verschwörermiene, Gerhard Stoltenberg, in Wahrheit also Helmut Kohl, hätte Barschel ermorden lassen: „Er wusste zu viel!“ Sehr schön war das alles.

Auch gut zwölf Jahre danach erlebt man ein passables Schmierenstück, prächtig besetzt bis in die Nebenrollen: „Helmut Kohl? Ich kratze jedem die Augen aus, der bestreitet, dass er sich um die deutsche Wiedervereinigung verdient gemacht hat!“, trötete etwa Ralph Giordano in der Woche, mochte sich aber „in diesem Falle wohl doch lieber nicht auf Kohls Seite schlagen“.

Eine Leiche gab es auch schon. Der Leiter des Haushalts- und Finanzbüros der CDU/CSU-Fraktion, Wolfgang Hüllen, wurde erhängt in seiner Berliner Wohnung gefunden. Erste Frage: Wer hängte ihn da hin? Man weiß es nicht, kann aber konstatieren: Die CDU ist Hüllen los, aber nicht hüllenlos. Fassaden gibt es noch reichlich: Wolfgang Schäuble, dessen pathetische „Entschuldigung“ an Barschels „Ehrenwort“ nah heranreicht und geeignet ist, ihm die Luft aus den Reifen zu lassen; Kohls Kreatur MerkelFerkel, von der FAZ als „Generalstabschef“ und ordnende Hand der CDU aufgebaut; Michel Friedman, der sich selbst als Kohl stets widerstanden habenden, sperrigen Mann malt, in Öl – wie sonst?

Ein Waffenhändler, der telefonisch mit weiteren „Enthüllungen“ droht, ist mit im Boot, Journalisten schwenken vom Komplizen zum ruhmreichen Aufklärer um. Die Basis ist wie immer: erst gläubig und dann wütend, dass sie nicht mehr glauben darf. Die Konkurrenzunternehmen dagegen sind ganz leise – ihr Schweigen hat etwas von Geständnis. Mit dem Versprechen, „nichts anders, aber vieles besser zu machen“ als Kohl, ist Gerhard Schröder Kanzler geworden. Wie ist das zu verstehen? Noch schwärzere Kassen? Ein paar Hombachs mehr im Keller?

Bei Sozialdemokraten weiß man nie – bis auf dieses: Sie sind in jedem Fall der langweiligere Club. Und werden in jedem Fall, mit der großen Geste des sich Sträubens, doch tun, wovor der andere Verein gerade noch zurückgeschreckt hätte. Björn Engholm sah und hörte ich im Dezember 1998 mit der ihm äußerst kompatiblen PDS-Kulturbeauftragten Edda Seifert in den Hackeschen Höfen Berlins schöntun und parlieren – über, klar doch, „Sinn und Sinnlichkeit“. Es war der reine Schleim.

Vergnügungssteuer wird nur an die CDU gezahlt. Die kann sie auch viel schöner hinterziehen.