Die Bahn und der Markt

Der neue Bahnchef Hartmut Mehdorn will sein Unternehmen fit machen für Gewinn

Berlin (taz) – Hartmut Mehdorn, der neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, sieht in der Bahn „ein ganz normales Unternehmen“. Bei einem Treffen des Deutschen Verkehrsforums am Mittwochabend sagte er, „wir sind keine Behörde, wir werden keine Geschäfte mehr machen, die sich nicht rechnen.“ So sei es nicht einzusehen, warum auf einer Bahnstrecke auch dann unbedingt ein Zug fahren müsse, wenn nur noch eine Hand voll Fahrgäste darin säßen. Da müsse man umdenken und beispielsweise Busse einsetzen. „Und wenn in diesem Bus dann nur noch eine Person mitfährt, dann soll der Fahrer anhalten und ein Taxi rufen – das ist immer noch rentabler.“

Weil ab 2003 die Bundeszuschüsse wegfallen, denkt der Bahnchef darüber nach, wie die Gewinne erhöht und die Ausgaben gesenkt werden können. So seien etwa „zeit- und kostenaufwendige Studien über dieses und jenes“ nicht nötig. Auch könne man „professionelle Reinigungsteams“ an Stelle von Bahnangestellten engagieren. Mehdorns Rationalisierungspläne gefährden 70.000 Stellen. Die Gefahr einer Demoralisierung der Bahnangestellten, die er vielmehr „stärker motivieren“ will, sieht er jedoch nicht.

Ein „Thema, das uns belastet“, sei indes die innere Sicherheit der Bahnhöfe. „Sie sind die Eingangstore zu unseren Zügen. Da können wir noch so viel Werbung für den modernen ICE machen, wenn die Bahnhöfe nicht so sind, wie sie sein sollten.“ Die Bahn wolle den Bundesgrenzschutz bitten, „die Welt um die Bahnhöfe herum wieder in Ordnung zu bringen“.

Kritik übte Mehdorn an der Bundesregierung: „Von allen europäischen Bahnen sind wir die einzige, die den vollen Mehrwertsteuersatz zahlt.“ Auch die Ökosteuer belaste die Bahn. „Hier könnte der Staat uns helfen – er ist unser einziger Aktionär.“ kk