Baskische Autonomie und ETA

Die Basken hatten bis ins 19. Jahrhundert eine privilegierte Stellung: Die spanische Krone gewährte ihnen eigene Steuern, Zoll und sogar Streitkräfte. Als diese Vorrechte 1876 abgeschafft wurden, begann die Zeit des modernen baskischen Nationalismus. Der erste Chefideologe der Bewegung war Sabino Arana. Sein Ziel: ein von Spanien unabhängiger Staat.

Nach dem Spanischen Bürgerkrieg besetzte Franco das Baskenland, verbot baskische Sprache und Folklore. Während des Industriebooms in den Fünfzigerjahren kamen massenhaft Zuwanderer in das Gebiet – viele Basken fühlten sich durch sie zusätzlich bedroht. So gründeten am 31. Juli 1959 Studenten der Jesuitenuniversität Deusto in Bilbao die Organisation „Euskadi ta Azkatasuna“ (Baskenland und Freiheit), kurz ETA.

Die erste Führungsgeneration der ältesten europäischen Guerilla setzte sich vor allem aus ehemaligen Jesuiten, Benediktinern und Priestern zusammen. Zunächst betrieb die ETA Kulturarbeit und setzte sich für private baskische Schulen ein. Im Juni 1968 griff die Organisation erstmals zur Waffe: Ein Soldat der Guardia Civil starb durch ETA-Schüsse.

Nach der Einführung der Demokratie erhielten die drei im Norden Spaniens gelegenen baskischen Provinzen 1979 Autonomiestatus. Seither haben die etwa zwei Millionen Basken ihre eigenen Schulen und Unis, eine eigene Polizei sowie ein Fernsehprogramm. Amtssprache ist Baskisch und die Regionalverwaltung kann weitgehend unabhängig Steuern erheben.

Der ETA ging das nicht weit genug: Sie kämpft für die völlige Loslösung von Spanien. Zu einem unabhängigen Baskenland sollen nach ihren Vorstellungen auch die angrenzende Provinz Navarra und die drei baskischen Provinzen in Frankreich gehören. Also ging das Bomben weiter.

Im Herbst 1998 verkündete die Separatistengruppe einen unbegrenzten Waffenstillstand. Der Grund: Die im Baskenland regierende Nationalistenpartei PNV versprach, sich für ETA-Ziele einzusetzen. Doch Parteichef Xavier Arzalluz wollte durch diese Zusage vor allem die Koalition mit Herri Batasuna halten – die Partei gilt als politischer Flügel der ETA. Nach vierzehn Monaten kündigten die Guerilleros das Ende der Waffenruhe an.

Letzte Woche explodierten in Madrid zwei Autobomben. Sie töteten einen Offizier und verletzten vier Passanten. Polizei und Regierung machen die ETA für die Anschläge verantwortlich. Über eine Million Menschen, unter ihnen Ministerpräsident José María Aznar, demonstrierten zwei Tage später gegen die ETA.

Nadine Lange