Conny kennt sich aus mit gutes Radio

■ Wir hören das komplette Radioprogramm der Region an. Im fünften Teil unserer berauschenden neuen Serie „Du und Deine Sender“: N-Joy, das NDR-Jugendprogramm

Nie war so viel Radio wie heute. Für fast jede Zielgruppe gibt es inzwischen ein eigenes Programm. Oder zwei. Oder drei. Wie Radio Bremen mit seinem vierten Programm wendet sich auch der NDR mit einer eigenen Welle an Jugendliche. Sie heißt N-Joy.

Hallo Leute! Ich bin die Conny. Eigentlich heiß' ich ja Cornelia, aber in meiner Clique nennen mich alle Conny. Das find ich total gut! Weil, Cornelia, das ist irgendwie so lang. Und Conny klingt ganz schön frech, finde ich. Ich bin 19 und mache gerade eine Ausbildung zur Bankkauffrau, bei der Dresdener Bank ... ups, hihihihihi ... das hätt' ich jetzt nich sagen sollen, das ist ja Schleichwerbung! Manchmal bin ich ein richtiges Trampeltier, das sagt auch mein Freund, der Uwe, manchmal.

Uwe ist voll der liebe Schnucki. Ich nenn ihn Kuschelbär, aber nur, wenn keiner von seinen Freunden dabei ist, dann kann er das nich so gut haben. Ich glaube der Uwe hat irgendwie Probleme, seine Gefühle zu zeigen oder so. Jedenfalls sagt er mir nur dann, dass er mich liebt, wenn er was getrunken hat. Da er aber ganz schön oft was trinkt, sagt er es auch ganz schön oft.

Neulich hab ich mal bei meinem Lieblingssender angerufen, das ist N-Joy Radio. Ich war voll aufgeregt und so, ey, jetzt bin ich im Radio und so, aber der Moderator war total lieb und hat mich sogar gefragt, was ich denn gerade so mache. Na, telefonieren! hab ich gesagt. „Nein“, meinte er, „ich mein so beruflich.“ Ach so, hab ich gesagt, ja, beruflich, da mach ich gerade eine Ausbildung zur Bankkauffrau ... bei der Dresdener Bank, wollte ich sagen, aber da hatte er mich schon unterbrochen und meinte, „Keine Schleichwerbung hier im Radio“, und dann haben wir beide ganz herzlich gelacht.

Ich glaube, das war der Sandro Keller, der ist da Moderator. Der hat voll die schöne Stimme! Wenn Uwe auch so eine schöne Stimme hätte, dann fände ich das voll gut. Dann müsste der mir dauernd was erzählen. Aber Uwe sagt so gut wie nix. Manchmal sag ich zu ihm: Ja, wie jetzt, was machen wir denn heute Abend? Fahren wir jetzt ins Capitol oder ins Pam? Und er sagt nur: „Hmmhm“. Oder „Öhh“. Und wenn wir dann in seinem Scirocco sitzen und ins Capitol oder ins Pam fahren, dann hören wir voll laut N-Joy, denn Uwe hat eine super Anlage im Auto, so mit CD-Wechsler und Sappwufern und so. Da kann man sich auch nich bei unterhalten. Und im Capitol oder im Pam drinne auch nich. Höchstens auf'm Klo ... aber der Uwe ist ja ein Mann und ich eine Frau, dann geht das natürlich nich'.

Ey, jetzt hab ich voll den Faden verloren! Ich wollt doch erzählen, wie ich neulich bei N-Joy angerufen hab! Ja, ich sprech' da mit dem Moderator und wir lachen zusammen über die Schleichwerbung und so, und dann fragt er mich: „Was wünscht du dir denn?“ Und da dachte ich erst, der meint so irgendwas. Ich wollt' erst sagen: Dass der Uwe auch sone schöne Stimme wie du hat, aber dann ist mir eingefallen, dass der wahrscheinlich meinen Musikwunsch meint. Also hab ich das mit der Stimme nich' gesagt. Obwohl, im Nachhinein hab ich mir so überlegt, das wär doch vielleicht ganz lustig gewesen.

Jedenfalls hab ich mir „You Only Say You Love Me When You're Drunk“ von den Pet Shop Boys gewünscht. Für meinen Kuschelbär Uwe, hab ich noch dazu gesagt. Und dann fiel mir plötzlich wieder ein, dass ich ja im Radio bin! Da hab ich gleich gefragt, ob ich noch jemanden grüßen darf. Das durfte ich sogar! Da hab ich meine ganze Clique gegrüßt, die Ulla und die Chrissie und den Kacki und den Hutzel und den Klops. Und dann fiel mir noch voll der gute Satz ein, den hab ich dann gesagt, nämlich: Und alle, die mich kennen. Manchmal bin ich einfach so spontan. Neulich zum Beispiel, da ist dem Uwe bei McDoof der Kongo-Mac runtergefallen, da hab ich gesagt: Tritt sich fest! Einfach so! Und die Ulla war dabei, und dann haben wir uns voll kaputtgelacht, auch weil Uwe so'n komisches Gesicht gemacht hat und „Öhh“ gesagt hat. Das haben Ulla und ich uns dann den ganzen Abend erzählt und voll abgelacht, obwohl wir gar nicht so viel getrunken haben. Aber wir können auch ohne Alkohol Spaß haben. Uwe nich.

Manchmal mach ich mir ja schon Sorgen, wenn der Uwe mit zehn Baccardi-Cola im Kopp noch Auto fährt. Aber wenn ich dann was sage, meint er immer nur: No risk, no fun. Und dann muss ich immer an den Spruch von N-Joy denken, No N-Joy, no fun. Und dann bin ich schon voll abgelenkt und weiß gar nicht mehr, was ich eben noch gesagt habe. Ich weiß nicht, vielleicht kommt das ja auch von den Pillen, die ich mir manchmal reintu. Aber vielleicht auch davon, dass N-Joy einfach so hammermäßig gut ist. Die spielen da nur Hits, die ganze Zeit! Außer manchmal, da sind dann Nachrichten, die stören total.

Ich hab vor'n paar Wochen mal mit einem geredet, ich weiß nich, ich glaub, das war'n Student oder so, der meinte, N-Joy wäre „Dudelfunk“ und FFN und Bremen 4 und Radio Wir von hier und so, das wär alles die gleiche niveaulose Scheiße ohne Profil. Stimmt ja gar nicht, hab ich da gesagt, FFN spielt „die Superhits der 80er und 90er und das beste von heute“, Bremen 4 spielt „das beste aus Rock, Pop und Dance“, Radio Wir von hier spielt „unsere Hits am laufenden Meter“ – aber N-Joy spielt „nur die Hits“! Da hat der ein ganz langes Gesicht gemacht und wusste gar nix mehr zu sagen.

Leider darf ich auf der Arbeit kein Radio hören. Aber das wär doch voll gut, um das Ganze mal ein bisschen aufzulockern! Vielleicht schlag ich das bei der nächsten Mitarbeiterbesprechung einfach mal vor. Ich mein, überall läuft N-Joy, im Supermarkt, im Fahrstuhl, bloß in der Bank nicht. Das find ich irgendwie total blöde.

Tim Ingold

N-Joy auf Ukw 92,9 Mhz