Bündnisgrüne suchen ihr Profil als Großstadtpartei

Landesparteitag berät über Perspektiven von Toleranz, Integration und Mitbestimmung

Die Berliner Grünen wollen künftig verstärkt an ihrem Profil einer Metropolenpartei arbeiten. Dies sieht ein fünfseitiges Positionspapier vor, das der Landesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen am Freitagabend der Landesdelegiertenkonferenz vorlegte.

„In einer Großstadt prallen Interessen ganz anders aufeinander als in einem Flächenstaat“, sagte Vorstandssprecherin Regina Michalik in ihrer Rede zum Auftakt des Parteitages. Ein grünes Kernthema wie Bürgerbeteiligung sei in der Großstadt angesichts von Politikmüdigkeit und Anonymität schwerer umzusetzen. Die Grünen müssten auf diesem Gebiet verstärkt an Lösungen arbeiten.

Auch Interessenskonflikten müssten sich die Grünen stärker stellen. Es genüge nicht, sich Toleranz und Multikulturalität auf die Fahnen zu schreiben, vorhandene Spannungen im Alltag müssten auch thematisiert werden. „Wenn der Pulk männlicher fremdsprachlicher Jugendlicher in die U-Bahn stürmt“, so Michalik, weiche die Toleranz schnell der Genervtheit. Die Grünen müssten Wege finden, wie solche Interessenkonflikte aushaltbar sind, und Wege eines vernünftigen Zusammenlebens zeigen.

Das grüne Großstadtprofil soll nach den Vorstellungen des Landesvorstandes ein starkes Gewicht auf die Themen Toleranz und Integration, Demokratie und Mitbestimmung sowie soziale und ökologische Stadtentwicklung legen. In den Jahren 2000 und 2001 will der Landesverband eine Serie von Veranstaltungen zu diesen Themen auflegen. Das Motto: „Bündnisgrüne auf Touren“ Diese Aktivitäten sollen im Frühjahr 2001 in einen grünen Metropolenkongress“ münden.

Im Verlauf der inhaltlichen Debatte werde sich auch zeigen, so Michalik, „wo die Schwächen von Rot-Grün liegen, wo die Illusionen von Schwarz-Grün zerplatzen und wo die Grenzen der Zusammenarbeit mit der PDS nach wie vor auszumachen sind“.

Dorothee Winden