Wenn Ihr Watt sparen Volt

■ Das Image haben die Schönauer weg: Sie sind die Stromrebellen aus dem Südschwarzwald. Die Jahresbilanz ist erfreulich. Auch der Freiburger Waschbär-Versand schwimmt jetzt im Gegenstrom und bietet Ökosaft

Mit schlagkräftigen, stets ausgefeilten Ideen schrieb eine kleine Bürgerinitiative im noch kleineren Schönau Mitte 1997 ein Stück bundesweiter Energiegeschichte. Nach elfjährigem Ringen übernahm die von ihr gegründete Initiative Netzkauf die Stromversorgung in der 2.800-Einwohner-Gemeinde – das Stromnetz in Bürgerhand, Traum vieler Energieanwender. Bei einem solch kleinen Versorgungsgebiet hätte so mancher Stadtwerkechef im Zeitalter der Strommarktliberalisierung schon längst das Handtuch geworfen. Nicht so das Team der Elektrizitätswerke Schönau (EWS). Nach Wegfall der Demarkationsgrenzen können sie ihren Kampf gegen die Atomkraft über die Stadtgrenzen hinweg fortsetzen.

Den Anfang machte die EWS im Frühsommer 1998: Mit Watt-Ihr-Volt präsentierten die Schönauer als einer der ersten Energieversorger bundesweit eine eigene Ökostrommarke. Für einen Aufschlag von rund acht Pfennig orderten bislang über 1.300 umweltbewusste Bundesbürger den Mix, der hundertprozentig aus regenerativen Energien und hocheffizienten Blockheizkraftwerken (BHKW) stammt. Den Kunden sei klar, sagt Michael Sladek, Kopf der Schönauer Stromrebellen, dass bei ihnen keine grünen Elektronen aus der Steckdose kämen. Statt die Mehreinnahmen von acht Pfennig den großen Stromkonzernen für Durchleitungsgebühren zu überlassen, investierte das EWS das Geld lieber in den Bau neuer Ökokraftwerke: „Nur neue regenerative Anlagen machen die Atomenergie überflüssig“, lautet das Credo von Sladek und seiner Frau Erika, die ehrenamtlich für das kleine Stadtwerk arbeitet.

Die Bilanz kann sich sehen lassen: Bis Ende vergangenen Jahres hatten die Schönauer in 44 Kommunen neue Photovoltaikanlagen und BHKW gefördert, weitere 22 Förderzusagen waren schon erteilt. „Damit sind wir wohl der Ökostromhändler, der bis jetzt am meisten Neuanlagen realisiert“, schrieben sie ihren Förderern. Gleichzeitig nutzten sie dieses Schreiben, um für eine Strommarke zu werben: Watt-Ihr-Spart, gedacht für den Grundstrombezug. Den Schritt begründet Sladek so: „Watt Ihr Volt hat sich als erfolgreiches Aufpreismodell erwiesen, aber viele unserer Kunden wollen nicht nur etwas für die Förderung des Ökostroms tun, sondern ihren Stromlieferanten wirklich wechseln.“ Diese rote Karte sei ihnen wichtig, um zu zeigen, dass sie mit der Unternehmenspolitik ihres Energieversorgers nicht einverstanden sind.

Für einen Kilowattstunden-Preis von 29,58 Pfennig inklusive aller Steuer sowie einer monatlichen Zählermiete von 5,59 Mark bekommen die Watt-Ihr-Spart-Bezieher einen Mix, der je zur Hälfte aus Wasserkraft und kommunalen BHKW stammt. Der Pfiff dabei: Im Preis inbegriffen bei diesem sauberen Billigstrom ist der so genannte Schönauer Sonnenpfennig, mit dem der Aufbau neuer regenerativer Anlagen gefördert wird. Dass Watt-Ihr-Spart wirklich eine preisliche Alternative ist, merken vor allem sparsame Haushalte: Ihre Stromrechnung fällt geringer aus, als wenn sie bei dem Dumpinganbieter Yello mit seiner hohen monatlichen Grundgebühr von 19 Mark unter Vertrag wären. Mit der Resonanz auf ihr Zusatzangebot sind die Sladeks zufrieden: „Wichtig ist uns vor allem, dass wir der einzige Stromversorger sind, der neben Ökostrom nicht auch gleichzeitig dreckigen Egalstrom aus Atom- und Kohlekraftwerken verkauft.“ Mit ihrem Doppelangebot sehen sich die Schönauer gut positioniert im liberalisierten Markt: „Wir werden nicht die hiesige Stromwirtschaft umkrempeln, aber mit unserer Glaubwürdigkeit setzen wir unsere Mitbewerber schon unter Druck“, meint Michael Sladek selbstbewusst.

Dass die Schönauer Stromrebellen nach wie vor eine gute Adresse sind, zeigte sich Anfang dieses Jahres. Leo Pröstler, Chef des Freiburger Waschbär-Versandhauses, startete seine bundesweite Gegenstrom-Initiative. Durch eine gezielte Stromspar-Kampagne soll bis zum Jahr 2001 die Leistung eines Atomkraftwerkes eingespart werden. Gleichzeitig will der Waschbär-Chef seine Kunden, von denen mehr als 500.000 in den vergangenen Tagen mit dem neuen Katalog ein „Einspar-Kraftwerkspaket“ zugeschickt bekamen, zum Wechsel auf Ökostrom bewegen. Diesen Gegenstrom liefern neben der Düsseldorfer Naturstrom AG – wie könnte es anders sein – die Stromrebellen des Elektrizitätswerkes Schönau. Ralf KöpkeInformationen unter: Elektrizitätswerke Schönau, EWS.GmbH @t-online.de; Tel.: (07673) 88 85-0, Gegenstrom-Kampagne, (0180) 539 56.