Ökostromanbieter für Privatkunden

■ Trau, schau, wem! Die verschiedenen Anbieter von Ökostrom befinden sich im harten Wettbewerb. Das kann zu unseriösen Angeboten führen. Unsere Tabelle gibt einen Überblick der Händler und Produzenten reinen Ökostroms – ohne Verbandelung mit der Atomwirtschaft

Vor einem Jahr gab es 11 Anbieter von Ökostrom, heute sind es bereits über 100. Nachdem von Konzernen unabhängige Pioniere wie die Naturstrom AG oder die Ökostrom-Handels AG sich aufmachten, die neue Nische zu besetzen, ziehen jetzt Alteingesessene nach. „Glücklichen Strom“ bieten beispielsweise die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm und „Dinkelsbühl Öko“ die Stadtwerke Dinkelsbühl.

Doch nur wenige Anbieter garantieren die Erzeugung aus neu gebauten Anlagen, die meisten vermarkten clever den Strom aus erneuerbaren Energiequellen, der ohnehin in ihrem Versorgungsgebiet vorhanden ist. Vor allem kleinere Stadtwerke, die sich dem harten Wettbewerb im Strommarkt kaum gewachsen sehen, nutzen jede neue Einnahmequelle. Aus diesem Grund lohnt es sich, beim Wechsel zu einem Ökostromversorger auf den Anteil der Neuanlagen und die Verwendung der Mehreinnahmen zu achten. Während den alteingesessenen Versorgern hierbei meist ein gesundes Misstrauen entgegengebracht wird, erhalten die neuen Anbieter oft einen Vertrauensbonus.

Dass dieser nicht immer angebracht ist, zeigt das Beispiel der Plambeck Neue Energien AG aus Cuxhaven. Deren Werbekampagne „Föhnen gegen den Atomstrom“ wurde gerichtlich verboten, nachdem sich herausgestellt hatte, dass Plambeck zwar Windstrom produziert, diesen aber ins Netz einspeist und nach dem Stromeinspeisungsgesetz vergüten lässt – und damit den Strom an das abnehmende Energieversorgungsunternehmen verkauft. Der Strom für Plambeck-Kunden sollte dann unabhängig von der Herkunft – also auch Atomstrom – möglichst günstig weltweit eingekauft werden.

Ein weiteres Auswahlkriterium ist die Haltung des Unternehmens zu erneuerbaren Energien. Handelt es sich wie beispielsweise beim Bayernwerk mit seinem Angebot „Aquapower“ um einen Stromkonzern, der weiterhin an der konventionellen Stromerzeugung festhält und lediglich mit seinem Wasserkraftstrom ein gutes Geschäft machen möchte?

In unserer Tabelle haben wir uns auf Anbieter beschränkt, die ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien oder erdgasbetriebenen Kraft-Wärme-gekoppelten Anlagen anbieten und außerdem nicht im Besitz eines Unternehmens sind, das konventionellen Strom aus Atomkraftwerken oder fossil betriebenen Großkraftwerken vermarktet. Aus diesem Grund sind die recht bekannten Anbieter NaturEnergie aus Grenzach-Wyhlen und die Naturstrom Rheinland Pfalz nicht aufgeführt. Letztere gehört über die KEVAG mit zum RWE-Konzern.

Wichtig für die Entscheidung ist auch die Art der Lieferung. Hier wird zwischen „zeitgleich“ und „mengengleich“ unterschieden. Zeitgleich bedeutet, dass der Ökostromanbieter den Strom zu dem Zeitpunkt liefert, an dem dieser vom Kunden verbraucht wird. Dieses Konzept wird beispielsweise von Greenpeace energy verfolgt. Der Vorteil: Dem alten Energieversorger kann gekündigt werden. „Mengengleich“ bedeutet, dass über einen bestimmten Zeitraum (meist ein Jahr) die Menge an Ökostrom erzeugt wird, die der Kunde in diesem Zeitraum verbraucht hat. Hierbei handelt es sich genau genommen um ein Spendenmodell. Der alte Energieversorger sorgt auch weiterhin für die Sicherheit der Energieversorgung rund um die Uhr. Ihm geht kein Kunde verloren.

Hat man diese grundsätzlichen Entscheidungen getroffen, lohnt sich schließlich noch ein Preisvergleich. Wer einen geringen Stromverbrauch hat, wird von manchen Ökostromanbietern preiswerter versorgt als vom viel zitierten Billiganbieter Yello Strom.

So sind beispielsweise bei einem Verbrauch von 1.000 Kilowattstunden im Jahr die Elektrizitätswerke Schönau und die Lichtblick GmbH preiswerter als Yello. Wer will da noch Strom aus französischen Atomkraftwerken?

Anne Kreutzmann