■ Grand-Prix-Countdown
: Hat Corinna May noch Chancen?

Die Schlacht um die deutsche Auswahl für Europas größten Schlagerwettbewerb „Grand-Prix Eurovision de la Chanson“ hat offiziell noch nicht begonnen. Doch drei Wochen vor dem Showdown in Bremen (18.2.) steht der Sieger für einige Medien schon fest: „Maschendraht-Zaun“-König Stefan Raab hat angeblich Platz 1 in der Tasche, und auch die Konkurrenz hat sich bereits mit niederen Rängen abgefunden, berichtet der „Stern“ in seiner neuesten Ausgabe. Das sehen einige Beteiligte ganz anders: „Das Rennen ist noch völlig offen“, erklärte die blinde Sängerin Corinna May der dpa: „Ich will auch gewinnen und für Deutschland nach Stockholm fahren!“

Die disqualifizierte Siegerin des Vorjahres hat sich bereits einen schwedischen Sprachführer zugelegt und freut sich auf das Land der Elche und Abba. In Bremen tritt die 29 Jahre alte Sängerin mit dem Gospel „I believe in God“ aus der Feder von Grand-Prix-Altvater Ralph Siegel an.

„Konkurrenz belebt das Geschäft“, kommentiert Corinna unverdrossen die übermächtige Medienpräsenz des Favoriten Stefan Raab. Der 32 Jahre alte Kölner sorgt bei Pro 7 für Quote mit seiner Show „TV total“, taucht im Werbefernsehen auf und nutzt auch die Internet- Seite des Senders für Werbung in eigener Sache.

Deutlichere Worte findet der Mitbewerber Lotto King Karl: „Mich wundert, dass Stefan öffentlich über die Konkurrenz lästert. Wir kennen uns doch alle gut, da sollte man fair bleiben“, ärgert sich der Hamburger über Häme unter den Grand-Prix-Teilnehmern.

Für Uwe Hübner, Moderator der ZDF-Hitparade, ist Stefan Raab, ein „intelligenter Mensch, der die Medien zu nutzen weiß“. Er schaffe es, alte Dinge aufzuweichen. Wenn er so dreist sei und sich an die Spielregeln halte, sei Raab der Erfolg zu gönnen. „Damit muss die Konkurrenz leben.“ Die Plattenfirmen hätten bereits reagiert, glaubt Hübner: Die Braven seien verabschiedet und die Schrägen geholt worden. Den Sendern gehe es dabei um eins: „Hauptsache Quote.“ Hübner: „Wenn es Stefan Raab gelingt, Königin Silvia in Stockholm ein Raabigramm zu singen, dann hat es sich schon gelohnt.“

Stefan Raab reagierte ahnungslos auf die Kritik: „Es wird ein heißer Tanz. Ich bin erstaunt, dass die anderen so wenig an sich glauben. Wer ein gutes Lied hat, soll an sich glauben.“ Hans-Christian Wöste (dpa)