Herr Hefele kriegt 2 Minuten

Albert Hefele

Dieses hundertjährige DFB-Jubiläum geht mir, ehrlich gesagt, sonstwo vorbei. Ist es doch nur wohlfeiler Anlass, um sich selbst zu feiern und zu hätscheln und „Na, wie hamm wir das gemacht?“ auszurufen, in alle vier Windrichtungen. Da muss ich nicht mittun, und das wäre ja noch schöner.

■ Mein Gott, Sie sind ja . . . sind Sie nicht . . . UWE SEELER? Seeler (eitel): Und ob.

Trotzdem: einige interessante Details wurden ruchbar im Zuge der alle Medien erfassenden Dokumentationswut. Wie der Steinzeitprofi geworben hat, seinerzeit, beispielsweise. Geradezu rührend: Ottmar Walter eine Tankstelle eröffnend. Er in einem zerknäulten Arbeitsmantel. Mit Bruder Fritz und Sepp Herberger, die als Überraschungsgäste aus einem Opelchen quollen und die er per offiziellen Handschlag begrüßte, als hätte er sie nie im Leben gesehen. Auch gut die Knorr-Suppen-Werbung mit einem seltsamerweise im Fußballdress die Suppe löffelnden und wild emphathisch glotzenden Franz Beckenbauer, die noch relativ oft herausgekramt wird und entsprechend bekannt ist.

Wohl nur wenigen ein Begriff, zumindest mir nicht, war dagegen die Rehhagelsche Preisung der Portas-Küchensysteme. Während deren er, ratlos mit den Ärmchen wedelnd, vor einer Echteiche-Einbauküche paradierte. Das ist großes Kasperletheater und nicht so schnell zu toppen. Schon gar nicht von Uwe Seelers Rasierwasserwerbung. Obwohl – wie ihm da das Pfeifen vergeht, weil sein Hattrick aus ist, und er beim Erblicken des Ersatzkanisters froh weiterflötet – das trifft einen schon bis ins Mark. Überhaupt unser Uwe, das ist so einer. Nicht nur, dass er sich am hellichten Nachmittag vor aller „ran“-Augen das Hosentürl knetet, er weiß auch, wie man seine Schäfchen ins Trockene bringt. Schon immer. Vertreter für eine große Fußballschuhfabrik, Trikotagen, Schlafsäcke. Sie haben schon richtig verstanden: Schlafsäcke. Eine irgendwie sehr bizarre Vorstellung, die mir im Handumdrehen eine Szene eingegeben hat, die sich genauso in echt hätte abspielen können.

Aufgepasst: Uwe kommt in den Schlafsackladen und hat seine neue Kollektion dabei:

Uwe Seeler (aufgeräumt): „Moin, moin, die neue Schlafsackkollektion ist da!“

Der Verkäufer (zuerst roh): „Was wollen Sie denn? Gehen Sie bloß weg, mit diesen ekligen Schlafsäcken . . . aber mein Gott, Sie sind ja . . . sind Sie nicht . . . UWE SEELER???“

Uwe Seeler (eitel): „Und ob. Und ich bringe Ihnen die neue Schlafsackkollektion.“

Der Verkäufer (verwirrt): „Schlafsackkollektion?“

Uwe Seeler (stolz): „Jawoll. Schlafsackkollektion. Die sind diesmal Spitze. Selten bessere Schlafsäcke im Angebot gehabt. Ganz prima warm und alles!“

Der Verkäufer (baff): „Aha. Ja wenn Sie das sagen. Dann nehmen wir doch gleich mal ein Dutzend.“

Uwe Seeler (streng): „Warum nicht zwei Dutzend?“

Der Verkäufer (feige): „Sie ham recht, warum nicht zwei? Von Uwe Seeler empfohlene Schlafsäcke kann man gar nicht genug auf Lager haben . . .“

Uwe Seeler (sich zufrieden am Gemächt schabend): „Das will ich meinen, guter Mann.“

Der Verkäufer (schmierig): „Übrigens, Herr Seeler, dieses Länderspiel am Samstag . . . ob’s da wohl noch Karten gibt . . .?“

Uwe Seeler (generös): „Will mal sehen, was ich tun kann.“

So läuft das.