Mannesmänner geben den Abwehrkampf nicht auf

Während die Anleger nach dem Vodafone-Vivendi-Coup bereits Leichenfledderei betreiben, soll Mannesmann-Chef Esser ernsthaft mit Vodafone-Boss Gent verhandeln

Berlin (taz) – Auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen waren sie eingestellt gewesen. Aber dass sie auf ihrer letzten Sitzung vor dem Zeichnungsschluss für das Vodafone-Übernahmeangebot praktisch schon mit einer Vorentscheidung konfrontiert sein sollten, wollten die 20 Herren im Mannesmann-Aufsichtsrat gestern doch nicht glauben. Man werde die Situation beraten, hieß es nüchtern. Dann fiel die Tür zu.

Am Wochenende hatten Vodafone und der französische Mischkonzern Vivendi vereinbart, eine gemeinsame Tochter zu gründen, wenn – das ist die Bedingung – Vodafone seinen Angriff auf Mannesmann erfolgreich abschließt. Damit hat sich nicht nur die Hoffnung der Mannesmänner, Vivendi als Partner im Abwehrkampf zu gewinnen, zerschlagen, sondern umgekehrt auch die Position von Vodafone entscheidend verbessert: Das neue Unternehmen, das Vodafone und Vivendi je zur Hälfte gehören soll, soll mit 500 Millionen Euro ausgerüstet werden und ein neues Internetportal betreiben, das mit Personal-Computern wie auch über Telefon und Fernseher angesteuert und zum Surfen, für E-Commerce und für interaktives Fernsehen genutzt werden kann.

Zumindest die Anleger an der Börse zeigten sich von dem Konzept denn auch so überzeugt wie Vivendi-Chef Jean-Marie Messier. Sie werteten Mannesmann offenbar bereits als Verlierer und griffen noch schnell zu, um bei der großen Auszahlung mit dabei zu sein. Bis 15.15 Uhr kletterte die Mannesmann-Aktie – als einziger Titel im Plus – um 3,1 Prozent oder 8,31 Euro auf 276,51 Euro.

Dabei gibt es dem Wall Street Journal zufolge noch Hoffnung für Mannesmann. Unter Berufung auf „mit der Situation vertraute Personen“ berichtete die Zeitung gestern, dass Mannesmann-Chef Klaus Esser und sein Gegenspieler Chris Gent ernsthaft über eine „gütliche Lösung“ sprächen und in dieser Woche zusammentreffen wollten.

Allerdings gebe es in den entscheidenden Punkten noch Dissenz. Esser bestehe zwar nicht mehr darauf, bei einer Fusion beider Konzerne 58,5 Prozent des neuen Unternehmens bei den Mannesmann-Aktionären zu behalten, so die Zeitung. Allerdings sollten es auch nicht weniger als 50 Prozent sein. Gent dagegen beharre weiterhin auf einer 51-Prozent-Mehrheit für Vodafone.

Beate Willms