Back To The Basics

■ Ohne jedes Innovationsstreben: Für Campag Velocet und Cotton Mather ist Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eins

This is England. Mehr geht nicht. Weniger hätte es aber auch getan. Dann, ja dann müsste in den erklärenden Worten, die neuen Bands verbraucherfreundlicherweise mit auf den Weg gegeben werden, vielleicht nicht ganz so viele Bandnamen und Querverweise fallen. Aber alle, die wie Campag Velocet und Cotton Mather Musik machen, als wäre Gestern, Heute und Morgen eins und egal, haben es nicht anders gewollt.

Dabei sind Cotton Mather der deutlich einfachere Fall. Hier hat Sänger Robert den Nachnamen Harrison angenommen und zumindest einen seiner beiden Mitstreiter über einen Paul-McCartney-Ähnlichkeitswettbewerb gecastet. Lennon fehlt, denn es geht nur um Knuddeligkeit. Im Trio und sehr effizient trösten sich die Texaner auf ihrem Debüt Kontiki darüber hinweg, dass 2000 nicht 1964 ist und Austin nicht Liverpool. Die avisierte Insel-Presse erweist sich freundlich und liefert ihnen mit noch nie gehörten Vergleichen wie „The New Beatles“ und „Better Than Oasis“ hochkopierbare Zitate für den Kaminsims.

Ganz so einfach machen es Campag Velocet sich und dem relationalen Lob nicht. Trotz einer Wave-durchtränkten Post-Punk-Nostalgie beschwören die Londoner gerne das New York der wilden und stylishen End-70er, als dort Punk ästhetisch verdichtet und künstlerisch ausdifferenziert wurde. Musikalisch ist das erst nachträglich um Gitarren angereicherte Quartett trotzdem ein brutal englischer Bastard, der keinerlei Anstrengungen unternimmt, Akkorde, Rhythmen, Sounds, Melodiefolgen oder auch nur einen einzigen Ton neu zu erfinden.

Auf ihrem Debütalbum Bon Chic Bon Genre kumuliert die typischste aller Indie-Plattensammlungen: wimmernde Wave-Gitarren um vordergründige Bassläufe und jenes Rap-infizierte Shouten, dass The Clash und die Happy Mondays verbindet. In Messerspitzen dosiert: frühe Cult, mittlere Cure und immer wieder die formatsprengenden Space-Rockismen von Primal Scream.

So deprimierend das alles im Sinne der Identität und Innovation auch sein mag, unterlegt vom rhythmischen Beat des Zapfhahns garantiert die stilsichere Oldie-Sause im Doppelpack sicherlich „a rockin good night out“.

Holger in't Veld

So, 6. Februar, 21 Uhr, Knust