Ohne Geist: Geisteswissenschaften der TU vor dem Aus

Der Wissenschaftsrat wird vorschlagen, die Geisteswissenschaften von der Technischen Uni abzutrennen. Ein Beispiel, das zeigt, wie weltfremd die Kölner Planer oft denken.

Die Technische Universität steht nicht allein dafür, vom Kaiser das Promotionsrecht erkämpft zu haben. Die „Charlottenburger“, wie die damalige TH hieß, beteiligten sich enthusiastisch am Flottenbauprogramm, das auch in den Ersten Weltkrieg führte. Ein Musterbeispiel für eine deutsche technische Elite, der humanistisches Räsonnement abhanden gekommen war.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Einrichtung dann ganz bewusst als Technische Universität wieder gegründet – damit Maschinenbauer und Chemiker nicht mehr der Faszination nur ihres Faches erliegen. Zur Uni, auch zur Technischen, sollten genauso Geschichte, Soziologie, Literatur und Philosophie gehören.

Jetzt die Geisteswissenschaften abzuschneiden, hieße aber nicht allein, Lehren aus der Geschichte zu ignorieren. Einige der Leuchttürme, wie es so schön heißt, sind heute in ihrem geisteswissenschaftlichen Fachbereich 1 zu finden. Ohne die Historiker Wolfgang Benz, den Leiter des renommierten Zentrums für Antisemitismus-Forschung, oder Reinhard Rürup, der die Stiftung Topographie des Terrors wissenschaftlich leitet, wäre die Technische Uni nicht das, was sie ist. Beim Wissenschaftsrat heißt es lapidar, der Ruf der TU-Geschichtswissenschaft gründe sich „auf einzelne Forscherpersönlichkeiten“; er müsse aber einen klaren Bezug zur Technik aufweisen. cif