EU-Kommission als gute Fee

betr.: „Angegriffene Ökosteuer“, taz vom 31. 1. 00

Ab und zu erscheint mir die EU-Kommission als gute Fee, die von Ideologie oder von technisch-wissenschaftlicher Ignoranz bestimmte Initiativen in die richtige Bahn lenkt.

Erdgas ist vor der Verbrennung 32-mal so klimaschädlich wie Kohlendioxid nach der Verbrennung. Für die Entdeckung der Funktion der Spurengase in der Atmosphäre erhielten 1995 drei Wissenschaftler den Nobelpreis: Sherwood Rowland (USA), Mario Molina (USA) und Paul Crutzen (NL), Direktor des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz. Sie wiesen die besondere Klimagefährlichkeit von Methan (Erdgas) nach. Ihre Ergebnisse finden sich inzwischen in jedem Lehrbuch. Will ich also Strom immer noch mit fossilen Brennstoffen erzeugen, dann ist ein Braunkohlenkraftwerk weniger klimaschädlich als das effizienteste Gaskraftwerk.

Ausgerechnet das Gaskraftwerk sollte aber von der – in allen anderen Zielen äußerst vernünftigen – Ökosteuer ausgenommen werden: Subvention der Klimaschädlichkeit. Danken wir Brüssel, dass man dort gegen Subventionen jeder Art allergisch ist!

Offenbar ist die Lobby von Ruhrgas, Wintershall und GazProm so effizient, dass ihr unsere grünen Politiker reihenweise zum Opfer fallen. (Ein Schuft, wer dabei an Parteispenden denkt!)

Während schon heute die Verluste aus sibirisch-deutschen Ferngasleitungen die Atmosphäre vergiften und ganze Landstriche unfruchtbar machen (im Satellitenbild erschreckend zu erkennen), wollen jetzt die Japaner das gefrorene Methan der Tiefsee anstechen. Wir wissen aus der Erdgeschichte, dass eine einzige Störung des labilen Gleichgewichts dieser Gaslager eine Katastrophe hervorrufen kann, gegen die sich Tschernobyl ausnimmt wie ein mittlerer Auffahrunfall. Achim Schneider, München

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