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Hier hab ich recht, ich kann nicht anders

Herr Hussock (Stasi-Opfer) hat Herrn Haußmann (Sonnenallee) angezeigt, weil er seinen Film doof findet. Was für ein Rezept gegen schlechte Laune! Deutsche Komödie gucken. Nicht lachen können. Regisseur anzeigen. Aber selbst macht man’s dann doch nicht. Allein die Portokosten für die Anzeigen würden einen ruinieren.

Ich muss zugeben, ich hege eine ziemliche Sympathie für solche „in die Welt geworfenen“ (Heidegger) Menschen „in der Revolte“ (Camus). Es sind ja die nämlichen grämlichen, denen jeder Rechen- oder Rechtschreibfehler ihrer Zeitung Anlass ist für einen anklagenden Leserbrief, getränkt von „nutzloser Leidenschaft“ (Sartre). Und die nicht schreiben können, machen sich bedenkenlos zum Löffel, indem sie ihren Nachbarschaftsstreit um Grundstücksbefestigungen in den Freak-Shows der Privatsender austragen. „Hier hab ich Recht, ich kann nicht anders.“

Aber was bloß reitet einen richtigen Stasiopfervereinsvorsitzenden, einen Filmregisseur wegen „Beleidigung der Opfer einer Willkürherrschaft“ (Paragraf 194 StGB) anzuzeigen? Ist es tatsächlich nur das Ringen um „ein bisschen Anerkennung“ (Maurenbrecher)? Ist es der schnöde „Kampf um jede Spendenmark“ (Focus)?

Oder steckt dahinter vielleicht doch ein ganz anderer, wirklich grundsätzlicher Konflikt? Einer, der seit vielen Jahren die Nation spaltet. Eine der Szenen, die Hussock anführt, um seinen Vorwurf zu belegen, geht so: Ein Junge will über die Mauer, auf ihn wird geschossen, er liegt da wie tot. Öffnet die Augen und heult. Weil sie ihm seine Schallplatte zersiebt haben. „Exile On Main Street“. Von den Stones. Herrn Hussocks Verein aber heißt: „Help“. Von den ...? Na? Eben. Ja, soll das ewig so weitergehen? Ich bin Beatles, du bist Stones, und immer feste druff? Kinder, damit muss doch mal Schluss sein! Bov Bjerg