Habré war früher das Bollwerk des Westens gegen Libyen

Hissein Habré (57) regierte den Tschad von 1982 bis 1990. Der frühere Pariser Politikstudent und Praktikant der französischen Kolonialverwaltung war in den 70er-Jahren Guerillaführer gegen die damaligen, von Frankreich gestützten tschadischen Regime. Im Juni 1982 eroberte er die Macht, diesmal unterstützt von Frankreich, da der vorherige Präsident Goukouni Weddeye Militärhilfe aus Libyen angefordert hatte.

Als Präsident des Tschad war Habré ein Bollwerk des Westens gegen Libyens Staatschef Gaddafi. 1983 bis 1987 kämpften Truppen aus Frankreich und Zaire auf Seiten Habrés gegen Weddeye, der im Norden des Landes mit Hilfe Libyens eine Rebellion führte.

Nachdem die Niederlage Libyens sicher schien, verlor Habré seine Bedeutung für Frankreich. Es intervenierte nicht, als eine neue Rebellion unter Idriss Deby ihn 1990 stürzte. Habré floh nach Senegal.

Menschenrechtsorganisationen sagen, dass dem Habré-Regime in seiner achtjährigen Amtszeit über 10.000 Menschen zum Opfer fielen, möglicherweise sogar 40.000 – bei einer Bevölkerungszahl, die 1982 bei 5 Millionen lag. Ausführendes Organ sei laut der damals bereits von Menschenrechtsgruppen vernommenen Zeugen meist die geheime Staatspolizei „Direktion für Dokumentation und Sicherheit“ (DDS) gewesen. Die häufigste Art der Folter sei die „Arbatachar“ gewesen. Jeweils vier Gefangene wurden dabei mit dem Rücken zueinander zusammen gefesselt, so dass die Zirkulation des Blutes unterbrochen wurde und es zu Lähmungen kam. Aber auch Prügel und Elektroschocks gehörten zu den Foltermethoden.

Die DDS hatte ihr Hauptquartier in einer alten kolonialen Luxusvilla im Zentrum der Hauptstadt Ndjamena. Der Swimmingpool der Villa wurde damals zu einem Hochsicherheitsgefängnis namens La Piscine ausgebaut. „Der Pool ist in kleine Zellen aufgeteilt, etwa drei mal drei Meter“, berichtete ein Mitarbeiter von amnesty international 1991. „An den Wänden vieler Zellen kann man noch getrocknetes Blut sehen. Viele Insassen verhungerten einfach. In manchen dieser kleinen Zellen waren mehrere dutzend Menschen untergebracht.“ D. J. Foto: dpa/AFP