Schnittplatz
: Leben nach dem „Drin“

Der Boris Becker ist inzwischen ja so was von „Drin!“, dass der dazugehörige TV-Spot schon gar nicht mehr ausgestrahlt wird. Stattdessen sagen dort jetzt viel weniger bekannte Menschen „Drin!“, „Drin!“ bzw. „Drin!“ ...

Und während ich bislang eigentlich dachte, „Buddy Buddy“ sei ein Film mit Walter Matthau und Jack Lemmon oder zumindest der Vorname des Sängers von „Peggy Sue“, weiß ich’s, seitdem auch ich „drin“ bin, besser: Immer wieder, nachdem schon wieder „Keine Post“ für mich da ist, fragt mich mein „Provider“, ob ich nicht langsam mal wissen will, welche meiner „Buddies“ gerade auch „online“ sind. Er will mich dazu zwingen, sog. „Buddy-Listen“ anzulegen – „Buddies/Familie“ zum Beispiel, „Buddies/Freunde“ oder „Buddies/Arbeit“. Das kleine Fensterchen, das dazu aufgeht, heißt schon von selber „Jennizylkas Buddy-Listen“, obwohl ich noch gar keinen Buddy eingetragen habe. Denn: In welcher Liste soll ich den Boris Becker führen, von dem jetzt ja jeder weiß, dass er bei demselben Provider online ist wie ich? Zur „Familie“ gehört er nicht, aber er selbst könnte natürlich eine eigene „Borisbeckers Buddy-Liste Familie“ anlegen, und da wären dann Babsbecker drin und Moses, oder wie das Balg heißt. Aber unter „Arbeit“ will ich Boris auch nicht stecken, weil ich so selten mit ihm arbeite. Dann lieber unter „Freunde“.

Ich wette, in Boris’ eigener „Borisbeckers Buddy-Liste Freunde“ sind solche Leute wie „Steffigraf“ oder „Gabrielasabatini“. Oder sind die bei ihm in der Arbeitsliste? Jedenfalls, wenn ich Boris in meine Buddy-Liste aufnehme, dann weiß ich immer, wann er online ist, kann mit ihm „chatten“ (Hey Boris, alter Buddy, naaa, viel Zeit jetzt, hm?) oder sogar in einen Extra-Chat-Raum einladen, was mir mein Provider sehr ans Herz legt.

Übrigens muss man nur einen Buchstaben austauschen und einen hinzufügen, um aus Buddy Buddha zu machen. Und dann könnte ich mich dank „Jennizylkas Buddha-Listen“ mit den Buddha-Buddies in einem kleinen Chat-Tempel treffen und zusammen online meditieren. Bis zur Erleuchtung. Jenni Zylka