UNO-Mission mit großen Hindernissen

Der zivile Aufbau im Kosovo geht nur langsam voran. Schuld sind fehlende Mittel, Personalmangel und unklare Eigentumsverhältnisse

Die internationale Polizei im Kosovo hat nicht einmal die Hälfte ihrer geplanten Mannschaftsstärke erreicht

Sarajevo (taz) – Die zerstörten Orte aufzubauen, dem Land eine tragfähige ökonomische Struktur zu geben und dabei zu helfen, demokratische Institutionen aufzubauen, für Sicherheit aller Bürger zu sorgen – all dies hatte sich die zivile Verwaltung der Vereinten Nationen im Kosovo (Unmik) vorgenommen. Unterstützt wird sie dabei von internationaler Polizei und den Kfor-Truppen. Nach einem halben Jahr Tätigkeit sieht die Bilanz ernüchternd aus. Enttäuschung macht sich bei Bevölkerung und Experten breit, doch noch besteht kein Anlass, den Stab über den UN-Administrator Bernard Kouchner zu brechen.

Es ist eine sehr schwierige Arbeit, die eine internationale Administration bewältigen soll, deren Mitarbeiter aus über 40 Staaten kommen. Mit dem Aufbau einer solchen heterogenen Administration, die ein Quasi-Protektorat führen soll, wird Neuland betreten. Trotz aller Ankündigungen der EU, der USA und anderer Länder, die Wiederaufbauhilfe versprochen haben, fehlt Geld. Viele Projekte konnten nicht umgesetzt werden. Die internationale Polizei im Kosovo hat nicht einmal die Hälfte ihrer geplanten Mannschaftsstärke erreicht.

Morde geschähen täglich in westlichen Städten, entschuldigen sich manche Profis der internationalen Polizei, wenn sie auf die 400 Morde seit dem Einmarsch der Nato angesprochen werden. Die Taten sind nicht immer ethnisch motiviert – es wurden mehr Albaner als Serben oder Roma ermordet –, doch sie sind es auch, wie die letzten Tage beweisen.

Für die internationale Polizei ist es sicher schwierig, ohne Sprach- und Landeskenntnisse zu ermitteln. Hinzu kommt, dass die Ermittler auf beiden Seiten auf eine Mauer des Schweigens treffen. Wer Informationen an die internationale Polizei gibt, könnte sich in der eigenen Volksgruppe isolieren.

Nun rächt sich, dass nicht auf bestehende Strukturen zurückgegriffen wurde. Die 1990 vom serbischen Staat entlassenen albanischen Polizisten, die teilweise lange Berufserfahrung haben, hätten helfen können. Die Aufbau einer neuen Polizei dauert zu lange.

Auch jener der Wirtschaft. Die Besitzverhältnisse, so der deutsche „Innenminister“ der Unmik, Tom Koenigs, seien noch komplizierter als nach dem Zusammenbruch der DDR. Es müssten nicht nur die Ansprüche aus der Zeit des kommunistischen Jugoslawiens berücksichtigt werden, auch jene aus der Zeit zuvor. Mit der Aufhebung des Autonomiestatuts 1989 führte der serbische Staat eine Privatisierung und Serbisierung der Wirtschaft durch. Unklar ist, ob alle Ansprüche nach 1989 hinfällig geworden sind.

Einfacher als der Wiederaufbau der Wirtschaft ist die Beseitigung der Kriegsschäden. Ganze Landstriche wurden durch die serbischen Truppen und Freischärler zwar zerstört, prinzipiell ist es aber mit ausreichenden Mitteln möglich, die ländlichen Anwesen wieder aufzubauen. Die Bevölkerung ist gewohnt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, sie braucht aber Material. Dafür sorgen Hilforganisationen, die den Bedarf nur unzureichend abdecken können. Bei der Unterstützung dieser Aktivitäten hat die Unmik-Administration nach Meinung vieler versagt.

Die von der Nato verursachten Schäden sind weit geringer als dargestellt. Drei Brücken wurden zerstört, weiter Kasernen der Jugoslawischen Armee, einige Verwaltungsgebäude in Priština und Djakova sowie militärische Stellungen der Armee, oft nach Vorwarnungen. Dagegen wurden die Zentren von Djakova, Peć und die Albanerviertel von Kosovoska Mitrovica und anderen Städten von den Serben zerstört. Ihr Aufbau wird wohl lange dauern.

Soziale Spannungen löst auch das ökonomische Ungleichgewicht zwischen internationalen „Besatzern“ und einheimischer Bevölkerung aus. Während die Experten der UN oder der EU hoch bezahlt sind, was einen großen Teil der Kosovo-Hilfe verbraucht, liegt die Arbeitslosenrate über 60 Prozent. Um den Wiederaufbau zu beschleunigen, musste Bernard Kouchner in einem Appell die Geberländer an ihre Verpflichtungen erinnern. Jetzt muss er darauf hinarbeiten, dass die Maßnahmen der UN-Administration endlich greifen. Erich Rathfelder