Mit Ethik eigene Taschen gefüllt

Chef der Ethik Vermögensverwaltung Köln AG soll Kundenmittel in Höhe von 640.000 Mark auf sein Privatkonto umgeleitet haben. Anklage wegen Untreue ■ Von Martin Murphy

Köln (taz) – Der Vorstandsvorsitzende der Ethik Vermögensverwaltung Köln AG (Ethik), Hans Berner, muss sich vor Gericht wegen Untreue verantworten. Die Kölner Staatsanwaltschaft wirft Berner vor, rund 640.000 Mark zu Ungunsten der Ethik-Anleger auf sein Privatkonto verbucht zu haben. Nach Angaben der Investmentgesellschaft soll das Volumen der Depots zeitweise rund 60 Millionen Mark betragen haben. Rund anderthalb Jahre lang wurde gegen Alleinvorstand Berner ermittelt. Anfangs untersuchte die Staatsanwaltschaft auch, ob Berner sich wegen Betrug und anderer Delikte strafbar gemacht hat. Diese Verfahren wurden vorerst eingestellt.

Nach den Erkenntnissen der Ermittler soll die für Ethik tätige Broker-Gesellschaft Schacht & Cie. von April 1994 bis Mai 1997 monatlich 17.300 Mark, also insgesamt 640.000 Mark auf Berners Konto bei der Deutschen Bank überwiesen haben. Ab Juni 1997 seien die Zahlungen des Brokers auf monatliche 10.000 Mark reduziert worden, sagte der Geschäftsführer der Schacht & Cie., Heinz-Ulrich Schacht, den Ermittlungsbeamten.

Angeblich sollen diese Überweisungen für die Erstellung von Firmenanalysen getätigt worden sein. Bei seiner polizeilichen Vernehmung räumte der Geschäftsführer allerdings ein, dass „gegenüber der Firma Schacht & Cie. diese Analysen nicht schriftlich fixiert und keine Forschungsergebnisse in Schriftform vorgelegt“ worden seien. Weiter bezeichnete Schacht die Zahlungen „als Rabatte der Firma Schacht gegenüber der Ethik AG“. Für den Kölner Anwalt Eberhard Reineke stehen diese „Rabatte“ aber den Ethik-Anlegern zu.

Reinecke, der im Auftrag seines Mandanten und früheren Ethik-Anlegers Valentin Thurn das Verfahren gegen Berner ins Rollen brachte, hat schon einige Klagen gegen Berner geführt. So verteidigte der Rechtsanwalt erfolgreich das Branchenblatt Öko-Invest. Dessen Chefredakteur Max Deml hatte berichtet: „Herr Berner hat Renditeangaben gefälscht sowie an gutgläubigen Anlegern vorbei in die eigene Tasche gewirtschaftet.“ Ferner hatte Deml geschrieben, „Berner zieht alljährlich, jedenfalls seit Beginn der Börsenhausse Anfang 1997, aus dem 20-Millionen-Fonds ,Ethik plus‘ rund DM 1,5 Millionen heraus“. Berner klagte gegen die Aussagen Demls. Das Kölner Landgericht wies die Klage jedoch in allen Punkten zurück.

Dass es Berner mit der Renditeangabe nicht so genau zu nehmen scheint, bekam ein Anleger aus Norddeutschland zu spüren. Bei der Auflösung seiner „Ethik plus“-Einlage erhielt er weniger ausbezahlt, als er eingezahlt hatte. Er wundert sich, denn in einer Broschüre vom August 1999 schwärmt das „Ethik-Team“ noch von einer durchschnittlichen Jahresrendite von 9,2 Prozent.

Den Klageweg will auch eine Anlegerin aus Köln beschreiten. Die Rheinländerin zählte sich zum Freundeskreis von Berner. Im April 1990 legte sie 12.000 Mark im Depot „Ethik Plus+“ an. Ende 1996 betrug ihr Depot-Kontostand nur noch 9.135,38 Mark. Doch damit war dem Kapitalverfall noch kein Ende gesetzt. Als sie ihre Anlage am 28. August 1998 auflöste, bekam sie 8.551,25 Mark ausbezahlt. Dazu addierte Berner noch 285,95 Mark Zinsen aus Kulanz, wie handschriftlich auf dem Depotauszug vermerkt.

Wie es mit Berner und Ethik weitergeht, liegt jetzt an den Richtern. Bei einer Verurteilung wegen Veruntreuung drohen Berner bis zu fünf Jahre Haft und möglicherweise sogar Berufsverbot.