Jagd auf Marokkaner in einer südspanischen Stadt

Nach dem Mord an einer Spanierin zünden Einheimische die Wohnungen von Gastarbeitern an

Almeria/Madrid (dpa/taz) – In der kleinen südspanischen Stadt El Ejido bei Almeria wird Jagd auf Marokkaner gemacht. Die spanische Regierung hat die Übergriffe scharf verurteilt. Sie seien eine „Schande für die spanische Gesellschaft“, sagte Innenminister Jaime Mayor Oreja. Die Gewalttätigkeiten begannen, nachdem ein junger geisteskranker Marokkaner eine 27-jährige Spanierin umgebracht hatte, die sich gegen den Diebstahl ihrer Handtasche zur Wehr setzte. Mindestens 22 Menschen wurden bei den anschließenden Racheakten der Einheimischen verletzt, darunter der Delegierte der Madrider Regierung in der Provinz Almeria.

Am Montag kam es zu neuen Ausschreitungen. Ein starkes Polizeiaufgebot konnte 1.000 aufgebrachte Bewohner nicht daran hindern, bis zum Rathaus vorzudringen. Hunderte von Demonstranten blockierten erneut zwei Nationalstraßen. Die Polizei hatte Sondereinheiten von mehr als 500 Mann nach El Ejido geschickt, um die Gewalttaten einzudämmen. Marodierende Spanier setzten Wohnungen von Gastarbeitern, die von den örtlichen Bauern zum Ernteeinsatz angeheuert wurden, in Brand.

Zwei Wochen zuvor hatte ein Nordafrikaner zwei Bauern aus der Gegend umgebracht. Die Demonstranten werfen den Behörden vor, nichts gegen den rapiden Anstieg der Kriminalität getan zu haben.

Der Schwiegervater der ermordeten Spanierin sagte: „Wir sind keine Rassisten. Wir wollen nur, dass die Gewalttäter von hier verschwinden.“ Bericht Seite 10