Eroberung der Klangzone

■ Die „Drum Rhythm Night“ bringt mit Howie B und Palm Skin Productions zwei altgediente Elektronik-Arrangeure zusammmen

„Effekte sind ein Scheißdreck, wenn du keine guten Ideen hast“, verkündete jüngst der Elektronik-Arrangeur Howie B. Aus seinem Munde klingt das wie blanker Hohn, wenn man bedenkt, dass der Gründer des Labels mit dem zweideutigen Namen Pussyfoot auf eine ruhmreiche Karriere in Sachen Effekte zurückblickt.

Seine Effektideen machten sich schon eine Reihe von Interpreten und Filmemachern zu Nutze, die in ihrer Genrevielfalt wohl kaum eine größere Herausforderung für den Beat-Spezialisten hätten darstellen können: U2, Björk, Tricky, Ry Cooder und Star-Tenor Pavarotti sind nur einige von den Nutznießern, die seit 1990 um Remixe, Arrangements und Soundtracks baten. Schnell sollte der unprätentiöse Elektroniker die Popstars wieder markttauglich präparieren. Und wer erinnert sich nicht an den Mission Impossible-Soundtrack oder an U2s verblüffendes Soundlifting auf Pop?

Nach jahrelanger Arbeit an massenkompatiblen Remixen nimmt der Elektroniker nun wieder die Fährte in eigene Klang-Welten auf und produzierte zusammen mit Pussyfoot-Mitstreiter und Naked Funker Jeremy Shaw ein Album von sich – und nicht für alle. Unter dem Projektnamen The Daddylonglegs (das sind Spinnen mit langen dünnen Beinen und Flügeln) sattelt er mit dem Album Horse sein digitales Pferd mit mehr als solidem TripHop. Sphärischer Elektro-Trance reiht sich hier an robuste Downtempos, außergewöhnliche TripHop-Traumwelten mit live eingespielten Instrumenten galoppieren im Akkord mit Technologie und Seele.

Das alles, um gleich einen weiteren Pussyfoot-Hengst zu satteln: Das nicht minder virtuose Hörerlebnis von Simon Richmonds Langzeit-Projekt Palm Skin Productions. Schon als Acid-Jazzer interessierte sich der germanophile Klangforscher für den komischen Klang und überzeugt nun mit Künstruk durch eine sehr eigenwillige Arbeit mit dem Medium Elektro. Deutsche Werbeslogans und bizarre Marschmusik werden auf ihr äußerstes reduziert. Am Ende bleibt ein Synthesizer-Ton. Künstruk ist, wie der Name schon sagt, ein experimentelles Kunstprojekt, ein Konstrukt, bei dem es um die Vielfalt innerhalb eines Genres geht.

Doch damit nicht genug mit den frisch gezogenen Verbindungslinien. Live werden die beiden Beat-Impressarios zusammen an den Effektgeräten drehen, unterstützt vom altegedienten Londoner Rapper MC Solo. Andin Tegen

Do, 10. Februar, 22 Uhr, Mojo Club