Kommentar
: Lehrer mit Staub drauf

■ Warum Mobilität in der Schule aus dem eigenen Kopf kommen muss

Ein- und derselbe Schulhof, ein Leben lang. Ein- und dasselbe Lehrerzimmer, ein Leben lang. Und darin jeden Tag dieselben Gesichter. Nur die Pensionierung lässt mal ein altes verschwinden und ein junges auftauchen. Eine gruselige Vorstellung, die nach Grau und Beton klingt. Nach Beton in Lehrerköpfen und Klassenzimmern. Nach jungen KollegInnen, die auflaufen, weil neue Ideen nur aus dem Dauerschlaf reißen würden, die deshalb nach kurzer Zeit resignieren und ebenfalls in den Schlummer des täglich Gleichen fallen. Gut, dass die Behörde dieses geistige Staubansetzen beendet, junge LehrerInnen auf die Reise schickt, mal hier und da mit einer frischen Brise die dicken Flocken wegzupusten.

Allerdings hat diese Zwangsverschickung einen Haken: Frische Ideen und Motivation kann man nicht per Behördenpapier verordnen. Sie haben nichts mit Alter und nichts damit zu tun, wie lange jemand irgendwo ist. Sondern eher damit, ob er sich dort wohlfühlt, wo er ist. Mobilität und Verordnung ist ein Widerspruch in sich und macht keinen Sinn. Überdies hat die Behörde keine genauen Zahlen darüber, wie viele Lehrer schon jetzt freiwillig wechseln. Sie hat nichts als den Eindruck, dass es zu wenige sind. Das mag auch daran liegen, dass Schulleiter gute KollegInnen ungerne gehen lassen und sie dabei behindern – was sie nach dem neuen Papier nicht mehr könnten.

Aber wenn sich in den Köpfen nichts ändert, dann läuft der junge Lehrer eben nicht einmal, sondern zweimal gegen die Wand. Das fördert seine Motivation nicht und dient auch keiner SchülerIn. Sandra Wilsdorf