Wenn Mädchen Monster basteln

Dogma ohne Dänen, dafür mit japanischem Humor: Das Forum zeigt zwölf Kurzfilme von Shinobu Yaguchi und Takuji Suzuki

Wenn man eine Liste der zehn lustigsten Berlinale-Filme der letzten 15 Jahre erstellen wollte, würde „Sakikos geheimer Schatz“ von Shinobu Yaguchi (Regie) und Takuji Suzuki (Drehbuch), der 1998 im Forum lief, ziemlich weit vorne liegen. Auch ihr Film „Adrenaline Drive“ war 1999 ein ziemlicher Hit und wurde vom Radiosender Fritz ausgezeichnet. In diesem Jahr sind die beiden japanischen Screwball-Regisseure mit einer Reihe von Kurzfilmen vertreten, die zunächst als eine Art Warm-up für die Schauspieler vor ihren „richtigen“ Filmen gedacht waren und nun unter dem Titel „One Piece“ im Forum laufen.

Die zwölf Filme sind zwischen 2 und 7 Minuten lang und folgen – unter der Parole „out-Dogma-ing the Danish“ – dem gleichen minimalistischen „Back to the roots“-Konzept: eine Szene, ein Raum, eine Videokamera; kein Skript, keine Beleuchtung, kein Make-up, kein Budget. Mit dem existenzialistischen Wahrheitspathos einiger Dogma-Filme hat „One Piece“ wenig zu tun; die Schauspieler agieren eher spielerisch innerhalb ihrer Versuchsanordnungen. Manche Filme funktionieren nach dem Konzept „Was passiert, wenn . . .“.

Meist werden die seltsamen Vorlieben der einen – zwei böse Männer, die am Rand eines Waldwegs jungen Mädchen auflauern, ein junges Mädchen, dessen Leidenschaft es ist, kleine Monster liebevoll zu basteln usw. – mit dem Blick der Normalen kontrastiert, wobei sich das Exzentrische im Allgemeinen als das Sympathischere erweist. Manchmal geht es auch um die rührende Normalität des Exzentrischen. In „The Incident“ hören zwei Mädchen in Schulunifom auf einem Waldweg Schritte hinter sich. Sie rennen nach vorn. Auch dort lauert ein Buhmann. Am Ende gehen die beiden bösen Männer an ihren potenziellen Opfern vorbei und unterhalten sich über ihre Vorlieben und ihr so geordnetes wie beschwerliches Dasein.

Oder: Zwei Mädchen reden vor einer zugezogenen Jalousie, die plötzlich aufgeht, und ein junger Mann mit Maske zieht eine der beiden in den dahinter liegenden Raum, weil sie zu laut gesprochen haben. Erst sind die Mädchen verzweifelt, dann helfen sie dem jungen Mann beim Aufräumen und werden vielleicht Freunde.

Ansonsten fallen BHs auf einen Balkon, Freundinnen verwandeln sich in Katzen, und zwanzig Regisseure in einem Film-im-Film-im-Film-im-Film-Film widersprechen einander. Einerseits sind die Kurzfilme in sich stimmig und abgeschlossen, andererseits kann man sich einige von ihnen auch als Bestandteile größerer Filme vorstellen. Dies alles ist unglaublich lustig und schön!

Detlef Kuhlbrodt „One Piece“. Regie: Shinobu Yaguchi und Takuji Suzuki. Japan, 72 Min. (Forum). Heute, 15 Uhr, CineStar 5, Sony Center am Potsdamer Platz; 11. 2., 22.30 Uhr, CineStar 5, 12. 2. 17 Uhr, Arsenal