Ein reiner Geschäftsflughafen rechnet sich nicht

Tempelhof: Pläne für Mini-Terminal und Betrieb mit nur einer Startbahn werden geprüft

Nach dem erneuten Vorstoß des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen (CDU), den Flughafen Tempelhof für Geschäftsflugzeuge offen zu halten, haben Verkehrsexperten von SPD und Grünen erhebliche Zweifel an der Wirtschaftlichkeit eines solchen Vorhabens geäußert. „Die Fixkosten für Gebäude und Unterhaltung sind viel zu hoch“, sagte der grüne Abgeordnete Michael Cramer. Schon im Linienflugbetrieb macht Tempelhof jedes Jahr Verluste in Höhe von mehreren Millionen. Fraglich ist, ob sich der Flughafenbetrieb mit Landegebühren für Kleinflugzeuge finanzieren ließe. Diese liegen zwischen 300 und 600 Mark. „Einen Flughafen in dieser Größenordnung kann man nicht nur für Geschäftsflieger betreiben“, sagte der SPD-Abgeordnete Christian Gaebler. Zudem gebe es keinen ausreichenden Bedarf.

Nach Informationen der taz gehen die Überlegungen dahin, bei der Umwandlung in einen reinen Geschäftsflughafen nur noch eine der beiden Startbahnen zu nutzen. Für die Geschäftsflieger könnte ein neuer, kleinerer Abfertigungsterminal gebaut werden. Die große Abfertigungshalle in dem denkmalgeschützten Bauwerk könnte dann anderweitig genutzt werden.

In der Senatswirtschaftsverwaltung wird gegenwärtig geprüft, wie sich das Konzept eines Geschäftsflughafens realisieren ließe, erklärte Sprecher Michael Wehran. Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner will das Flughafengebäude als Gewerbepark mit Start-und-Lande-Bahn vermarkten. „Wir bekommen von vielen Firmen Signale, wie wichtig so ein Flughafen ist“, sagte Wehran. Bei der Standortwahl für einen Firmensitz spiele eine gute Verkehrsanbindung eine große Rolle.

Doch ohne die Zustimmung des Bundes und des Landes Brandenburg ist ein Weiterbetrieb von Tempelhof gar nicht möglich. Denn Bund, Berlin und Brandenburg hatten sich im so genannten Konsensbeschluss auf die Schließung der innerstädtischen Flughäfen Tegel und Tempelhof festgelegt. Danach soll Tempelhof „spätestens nach Vorlage eines rechtskräftigen Planfeststellungsbeschlusses“ für den Flughafen Schönefeld geschlossen werden. Bislang war die Schließung für 2002 geplant. Der grüne Verkehrsexperte Michael Cramer warf Diepgen vor, sich über den Konsensbeschluss hinwegzusetzen: „Geschlossene Verträge müssen eingehalten werden.“ Auch Gaebler kritisierte: „Jeder, der da rumwackelt, tut Gegnern des Flughafens einen Gefallen.“ win