Dem Bestatter entronnen ■ FDP setzt auf die Rexrodt-Therapie

Fast hätte es geklappt. Als der Bestattungsunternehmer Rolf-Peter Lange vor zwei Jahren den FDP-Landesvorsitz übernahm, höhnten die Auguren: „Sein bislang größter Auftrag.“ Bis vorgestern lief die Sache nach Plan. Alles deutete darauf hin, dass Lange den Landesverband nach der jüngsten 2,2-Prozent-Niederlage zur Transplantation nach rechts freigeben würde. Am morgigen Samstag sollte der Nationalliberale Axel Hahn die bedeutungslose Berliner FDP übernehmen.

Doch in dieser Woche entschloss sich die Bundes-FDP im Verein mit den letzten aufrechten Hauptstadtliberalen, den Patienten vorerst am Leben zu halten. Ihre letzten Hoffnungen setzen die Retter in die Rexrodt-Therapie. Zwar war eine Behandlung durch den Ex-Wirtschaftsminister bereits 1995 ergebnislos abgebrochen worden – doch inzwischen ist die Lage so ernst, dass sich die Angehörigen selbst an den winzigsten Strohhalm klammern.

Dabei soll Rexrodt die Behandlung nach einem kurzen Blick auf die Bonität des Patienten zunächst verweigert haben. Da half auch der Appell an den hippokratischen Partei-Eid nicht weiter. Erst mit der Drohung, ihm spätestens 2002 die Zulassung für den Deutschen Bundestag zu verweigern, konnten ihn die Standesvertreter weichklopfen. Eine kuriose Situation – bei der Konkurrenz von CDU und SPD hat noch niemand gehört, dass die Cheftherapeuten Diepgen und Strieder zu ihrem Job gezwungen werden mussten.

Kurios mutet auch an, dass der Hoffnungsträger Rexrodt angesichts der desaströsen Lage im Krankenzimmer auch die banalsten Instrumente selbst mitbringen muss. Nach Ansicht der liberalen Parteiangehörigen ist der Bundestagsabgeordnete vor allem deshalb als Chef des todkranken FDP-Landesverbands prädestiniert, weil er über ein funktionierendes Büro verfügt – während Vorgänger Lange stets mit Toten beschäftigt war, wenn die Lebenden nach ihm riefen. Doch die Schwestern auf der Krankenstation in der Seydelstraße („Landesgeschäftsstelle“) verwahrten sich gestern gegen solche Anwürfe. Die Ausstattung mit drei Pflegekräften („Büroangestellte“) sei für die medizinisch gebotenen Therapien völlig ausreichend, hieß es. Ralph Bollmann