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Kohl: Ein Märtyrer für Wojtyla

Wer war der Spender, dem Kohl Treue schwor und Schweigen gelobte? Manches ungelöste Rätsel ist so einfach, dass niemand drauf kommt. Dabei deutete sich die Wahrheit schon in der Vorweihnachtszeit an: Helmut Kohl deckt den Papst. Prinz Casimir von Sayn-Wittgenstein hat den ganz entscheidenden Fingerzeig gegeben. Und der deutete nach oben, hoch über Helmut hinaus: „Out of the blue!“ So schlicht, so wahr. Und wer außer dem Allmächtigen und seinen Sachwaltern hienieden könnte die Sterntaler so zielgenau werfen, dass sie ausgerechnet im Schoße des allein seligmachenden Superkanzlers landen?

So erhellt sich denn auch, warum der wackere Pater Basilius von Streihofen sich so vehement für Kohl in der Bresche warf, dass er seinen protestantischen Kollegen Dietrich Bonhoefer durch Zitat missbrauchte: „Die Wahrheitssucher sind des Teufels!“ Und war es nicht Kohl selber, der bei einem seiner jüngsten Auftritte nicht nur niebelungentreu, sondern auch bibelfest wurde? „Hosianna“, sinnierte er, wie immer ganz auf sich bezogen, „und kreuziget ihn!“ lägen sehr dicht beieinander. Ein Märtyrer für Wojtyla.

Unbestritten ist jedenfalls, dass der polnische Papst in jenen Zeiten des Umbruchs im Osten dreistellige Millionenbeträge in sein Heimatland pumpte. Unbestritten ist auch, dass Funktionäre der Gewerkschaft Solidarność im westlichen Ausland technische Geräte einkauften. Sie reisten in schnellen Autos und trugen Dollar- und D-Mark-Bündel aus Rom in den Taschen. Warum also sollte ausgerechnet Helmut Kohl, der Wendekanzler der Einheit, da leer ausgegangen sein? Manche versteckte Wahrheit verbirgt sich ja auch im Liedgut. „Hamburg“ und „Bremen“ nannten sich die Geldboten Weyrauch und Wittgenstein. Und heißt es nicht im Volkslied: „Wo mag denn nur mein Christian sein?“ Hamburg? Bremen? Rom! Heide Platen