Soundcheck

Sonnabend: Dakar & Grinser (feat. Barbara 65). Er mausert sich, der N+K-Club auf Kampnagel. Weil aber dessen hochkulturell subventionierte Heimstätte nicht nur nach Klub, sondern auch nach Kunst schreit, hat man sich nun ein Projekt eingeladen, das die Bedürfnisse aufgeschlossener Clubgänger mit Abitur nach jedwedem Konzeptionalismus satt bedient: Dakar & Grinser, die die Musikpresse zwischen Isar und Themse Ende letzten Jahres mit ihrem Electro-Rock-Album Are You Satisfied Now allenthalben in helle Aufregung versetzt haben.

München, München, München könnten sich die beiden auf ihre dank Helmut-Lang-Mus-cle-Shirts freiliegenden Oberarme tätowieren lassen. Im dekadent-glamourösen Moroder-München nämlich hat man es gern etwas derber und spaßiger und hält das dann für derbe sexy und intelligent. Und kaum jemand verkörpert dieses zwischen DJ Hell, Patrick Pulsinger und DMX Krew hochgehaltene Trash-Prinzip besser als die beiden Hundeliebhaber Michael Dakar Kreuz und Christian Grinser Kühn, die sich auf ihrem Album-Cover bereits inszenieren, als wären sie einer Hard-core-S/M-Snuff-Porno-Version von American Gigolo entstiegen. Ein bisschen steckt in dieser innen in explizites Pink gehüllten Lederwelt auch die Idee vom in amerikanischen Filmen genauso geschätzen teutonisch-blonden Stricher. Aber diese Konnotation dürfte ebenfalls mehr als gewollt sein, war doch Androgynität eine der maßgeblichen strategischen Vorgaben einer New-Wave-Ästhetik, die hier, wie auch sonst im Hause Disko B., die Verbindung zwischen Techno, Eighties-Revival, DAF und einer größere Dummheiten zum Glück verhindernden Punk-Rock-Vergangenheit stiftet.

Gerade letztere ist es, unter Betonung von „Rock“, die Dakar & Grinser besonders und ohne größere Subtilitäten herauskehren – und das ist gut so. Wie sonst käme jemand darauf, von allen möglichen Stücken ausgerechnet „I Wanna Be Your Dog“ von den Stooges als technoisierte Electro-Pop-Version zu covern, die soviel white riot in der Stimme und Funk im Schuh hat, als meinte sie das alles, siehe Cover, wörtlich? Tobias Nagl

N+K-Club, 22 Uhr