Mannesmann-Chef Esser erhält eine Abfindung von 60 Millionen
: Bündnis für Zufriedenheit

Erst 52 Jahre alt geht der gute Klaus Esser schon in Frührente. Manchmal trifft der Globalisierungs-Alltag eben auch bekannte und bewunderte Mitarbeiter. Der Ex-Chef von Mannesmann und Noch-Angestellte von Vodafone profitiert jedoch von einem Sozialplan besonderer Art: Seine Abfindung ist traumhaft.

Vor gut einer Woche fand sich der Mannesmann-Vorstand überraschend mit der Übernahme durch den Mobilfunkgiganten Vodafone ab und empfahl seinen Aktionären, das britische Angebot anzunehmen. Neider spekulierten gleich, wie viel die Briten dafür wohl geboten haben. Nun ist es heraus: Zusätzlich zu seinem bis 2004 laufenden, 15,2 Millionen Mark schweren Vertrag mit Mannesmann gibt es noch 43,6 Millionen obenauf. 59 Millionen Mark für einmal Nicken – da kannste nich meckern, wie der Berliner Volksmund dazu sagen würde.

Aber regt sich darüber jemand auf? Natürlich nicht, die Zeiten der Empörung sind vorbei. Wer heute jemanden austricksen kann, der tut das. Wer Millionen raffen kann und dabei nicht das Letzte rausholt, ist ein Trottel. Und gehen nicht die Gehälter und Prämien der erfolgreichsten angelsächsischen Manager regelmäßig in die hunderte von Millionen Mark? Eben. Also lasst doch den Esser absahnen. Natürlich müssen die Millionen erst einmal von den Angestellten erwirtschaftet werden. Aber die hätten ja alle Chef werden können, damals nach der Lehre, dann wären sie jetzt auch reich. Oder so ähnlich.

Wenn sich die überwiegende Mehrheit der Deutschen mit dieser Verschiebung der Maßstäbe abfindet – Chef reicht nicht mehr, Multimillionär ist das Mindeste – , dann wird eine neue Kaste der Wirtschaftsstars entstehen. Wie im Vorbild USA, wo Eltern nicht mehr davon träumen, dass ihr Sprössling Präsident oder Zahnarzt wird, sondern ihr Kind am liebsten als umjubelten Chefmanager auf den Titelseiten der Wirtschaftsmagazine sehen.

Die Frage ist, wie die eigentlich recht fest gefügte deutsche Gesellschaft mit dieser neuen Schicht der Vorbild-Reichen umgeht. An Klassenkampf denkt ja mit Recht keiner mehr, ist ja von gestern und alles eh nicht so schlimm. Höchstens ein wenig Neid könnte das Klima vergiften. Wahrscheinlich finden wir einen Ausweg in einem Bündnis für Zufriedenheit: Die Wirtschaftsmillionäre erklären sich bereit, an wohltätige Stiftungen zu spenden und mindestens je zwei Parkwächter als ABM-Maßnahmen einzustellen. Dann wird alles gut. Reiner Metzger