Internet-Attacke auf Yahoo mit deutschem Programm

Abiturient aus Hannover soll Software entwickelt haben, die Firmencomputer verstopft

Berlin (taz) – Ein unbekannter deutscher Programmierer hat anscheinend eines der Computerprogramme entwickelt, mit denen in der vergangenen Woche die Internet-Seiten wichtiger Unternehmen wie Yahoo und CNN empfindlich gestört wurden. Unter dem Pseudonym „Mixter“ schickte der Programmierer eine E-Mail an die Deutsche Presse-Agentur, in der er seine Verantwortung für das Programm „Tribe Flood Network“ einräumte. Die Attacken selbst durchgeführt habe er aber nicht, heißt es in der E-Mail. Hinter dem Pseudonym Mixter soll sich nach Recherchen des Spiegel ein 20-jähriger Abiturient aus Hannover verbergen.

Nicht nur die Internet-Suchmaschine Yahoo und der Nachrichtensender CNN, auch der Kölner Telefon- und Internet-Dienstleister Netcologne wurden in der vergangenen Woche durch Hacker-Angriffe stundenlang blockiert. Die Web-Sites der Betriebe waren für Anfragen von außen nicht mehr erreichbar – die Attacke gilt als die wirksamste in der Geschichte des Internet. Nun herrscht allenthalben große Aufregung: Unter anderem ermittelt die US-Bundespolizei FBI, und US-Präsident Bill Clinton hat für morgen eine Konferenz über die Sicherheit im Internet einberufen.

Sollte tatsächlich der anonyme Mixter für die Software verantwortlich sein, so gibt die Homepage des Hamburger Chaos Computer Club (CCC) einige Hinweise auf seine Motivation. Mixter beschreibt dort, wie man das Internet und die Rechner besser gegen unbefugten Zugriff schützen könnte. Dies entspricht der Ethik vieler Hacker, die durch das Eindringen in fremde Computer nur beweisen wollen, dass auch gefährliche Elemente, zu denen die Hacker selbst nicht gehören wollen, an geheime Daten herankommen können.

Der Störenfried, der Netcologne Schwierigkeiten bereitete, ist nach Angaben der Firma inzwischen bekannt. Ihm droht ein Verfahren. Auch in den USA sind die Ermittler weitergekommen: Der Angriff auf CNN lief über einen Computer der Universität Santa Barbara in Kalifornien.

Über die wahren Urheber der anderen Blockaden gibt es aber nach wie vor nur Spekulationen. Ohne es deutlich auszusprechen, legte CCC-Chef Andy Müller-Maguhn nahe, dass das FBI das Durcheinander vielleicht selbst initiiert habe, um mehr Geld von der Regierung zu bekommen.

Beim Chaos Computer Club hält man es außerdem für möglich, dass Börsenspekulanten den Datensalat anrichteten, um von den in der vergangenen Woche gesunkenen Aktienkursen der Unternehmen wie Yahoo zu profitieren.

Hannes Koch