Hamburgs Topfkultur

Karens KochKunst - die Serie der taz hamburg für GenießerInnen. Teil 33: Gut beraten durch die hanseatische Gastro-Szene  ■ Von Karen Schulz

Wer in Hamburg einen Platz zum aushäusigen Schmausen sucht und Entscheidungshilfe in den gelben Seiten sucht, wird aus lauter Frust möglicherweise zu Hause bleiben: 38 Seiten sind darin allein der Rubrik „Essen & Genießen“ in Restaurants gewidmet, ganz zu schweigen von den unzähligen Kneipen, Cafés und Gartenlokalen. Ernsthaft Suchende greifen da besser zu einem der vielen Ratgeber, die mit ihren Kritiken einer gezielteren Restaurantwahl dienen wollen.

Und erfahren beispielsweise aus berufenem Munde, Wo Köche essen gehen: Im handlichen Guide durch Hamburgs Topfkultur haben 200 Köche – leider namenlos – persönliche Vorlieben verraten, und die reichen von Hamburgs etablierter Topgastronomie à la „Le Canard“ bis hin zu deftigen Ausflügen in die „Schlachterbörse“. Nicht die Fachleute, sondern tägliche NutznießerInnen der Gastronomie kommen im Marcellino's 2000 zu Wort. Wer mag, schickt Restaurantbeurteilungen an den Verlag und findet in der nächsten Ausgabe vielleicht Kritisches aus eigener Feder. Die Zitate in den Kurztexten sind allerdings gewöhnungsbedürftig: Ob die „originellen Gerichte“ auch essbar sind oder was mit „klasse Köche“ gemeint sein mag, muss man vor Ort wohl selbst herausfinden. Diese unvermeidliche Subjektivität macht der Marcellino's durch eine Fülle an Serviceleistungen wett – von Top-Ten-Skalen bis hin zu einem ausführlichen Index mit Rubriken wie „Geschäftsessen“ oder „hoher Flirtfaktor“.

Amüsant, weil ganz bewußt subjektiv geschrieben, ist der Kneipenführer Hamburg zwischen Sekt & Selters: Hilfsmittel zum objektiveren Vergleich sind die in Rubriken angeordneten Kurzinfos zu Essen, Getränken, Preisniveau, Szene, Lektüre und sogar über den Zustand von Luft und Hygiene in den Lokalitäten. Speziell für AnhängerInnen der fleischlosen Kost gedacht ist Hamburg isst vegetarisch, ein umfangreicher Ratgeber, der neben Restaurants und Lieferdiensten auch Einkaufstips gibt. Ein knuffiges Häschen weist außerdem darauf hin, ob das gewählte Restaurant auch für begleitende FleischfreundInnen etwas auf der Karte hat.

Was gerade hip und angesagt („Szenopolis“) ist oder edel, aber noch erschwinglich („Gourmandie“), wo man mobile Köche mieten kann und wer im Sommer für die richtige Kühlung via Eis sorgt, diese Infos findet man im jährlichen Szene-Hamburg-Extra Essen + Trinken, das neben dem übersichtlichen Infoteil mit vielen Berichten rund ums Essen auch unterhält.

Und wenn es mal gar nicht ums Geld geht, sondern edles Ambiente und Essen der Topkategorie gewünscht werden, dann lohnt sich der Griff zum „Reiseführer für Genießer“: Immerhin 29 Seiten sind im diesjährigen Gault Millau Hamburger Spitzenrestaurants gewidmet.

„Wo Köche essen gehen - Hamburg“. Companions, 80 S., 17,80 DM; „Marcellino's Hamburg Restaurant Report 2000“, Heyne, 224 S., 19,80 DM; „Hamburg zwischen Sekt & Selters“, ars vivendi, 174 S., 19,80; „Hamburg isst vegetarisch“, MLV, 159 S., 19,80 DM; „Szene Hamburg Essen + Trinken“, 130 S., 9,80 DM; „Gault Millau Deutschland: der Reiseführer für Genießer 2000“, Heyne, 872 S., 58 DM.