Eskalation am Langen Jammer

■ Anwohner demonstieren für den Bau der Hollerland-Trasse / Gegendemonstranten werden dabei tätlich angegriffen

Der Konflikt zwischen Befürwortern und Gegnern der Hollerland-Trasse eskaliert. Der Hollerland-Aktivist Jan Saffe hat jetzt Anzeige gegen Unbekannt wegen Bedrohung, Nötigung und Beleidigung erstattet. Als Gegendemons-trant hatte er sich am vergangenen Donnerstag schweigend mit einer Gleichgesinnten gegen eine Demonstration der „Bürgerinitiative für den Bau einer Hollerland-Trasse“ auf dem Langen Jammer gestellt. Vertreter der neuen Bürger-initaitive hätten ihn verbal und handgreiflich angegriffen, berichtet er. „Die haben mich richtig hart angepackt“, sagt Saffe und berichtet von körperlichen Auseinandersetzungen mit den Demonstranten.

Das von den Naturschützern mitgeführte Transparent mit der Aufschrift „Gott schütze das Auto und uns vor deiner Natur – Das Stoßgebet der CDU“ sei niedergerissen worden. „Verzieht euch, sonst gibt's Terror“ soll ein Trassen-Befürworter gesagt haben. Auf Nachfrage, was „Terror“ bedeute, soll der Satz gefallen sein: „Das wirst du schon merken, den Gerold Jansen haben wir neulich auch ins Gebüsch gedrückt.“ Tatsächlich war der Sprecher der Initiative „Rettet das Hollerland“ bei einer Straßenblockade der Trassen-Initiative im Dezember ins Gebüsch abgedrängt worden.

Auch am vergangenen Donnerstag kam Janssen später hinzu. Während er einem Fernsehteam des Offenen Kanals ein Interview gab, geriet er in eine Rangelei mit einem Trassen-Befürworter. Janssen sagt, die Trassen-Befürworter hätten ständig dazwischengerufen. Als Janssen das Verhalten eines Trassen-Befürworters „dusselig“ genannt habe, sei dieser sofort auf ihn zugestürzt und habe ihn mit beiden Händen gewürgt. Nachdem die beiden getrennt wurden, habe ihn der ältere Mann nochmals an der Kehle gepackt. Anzeige will Janssen wegen schlechter Erfahrungen jedoch nicht erstatten.

Janssen riskiert nämlich nicht zum ersten Mal seine eigene Unversehrtheit für die des Naturschutzgebiets Hollerland. Bereits im Dezember 1997 hatte er eine inhaltsgleiche Parole an die Mauer des Autobahnzubringers im Hollerland gemalt. Gemeinsam mit seinem Enkel war Janssen daraufhin von zwei Polizisten verhaftet worden und hatte erhebliche Verletzungen davongetragen. Nach Darstellung von Janssen haben die beiden Beamten ihn damals zu Boden geworfen und in Handschellen gelegt. Sie hätten ihn in ihren Transporter geworfen und sein Fahrrad auf ihn geladen. Schließlich sei er von den Beamten beleidigt, bedroht und ins Gesicht geschlagen worden. Auf der Wache habe man ihn für eine Stunde eingesperrt, ohne ihm Kontakt zu seinem Anwalt zu ermöglichen, so der heute 76-Jährige.

Wegen dieser Vorwürfe hatte Janssen Strafanzeige gegen die beiden Beamten gestellt, denen er aus seinen Naturschutzaktivitäten seit langem persönlich bekannt war. Vor drei Wochen – also über zwei Jahre nach dem Vorfall – stellte Janssen per Akteneinsicht fest, dass das Verfahren eingestellt worden ist. Darüber, so das von der Bürgerschaft ernannte Mitgleid der Naturschutzwacht, habe er von der Staatsanwaltschaft nie eine Mitteilung erhalten. Gegen die Einstellung des Verfahrens hat er Widerspruch eingelegt, über den bislang nicht entschieden ist.

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