Die Kölner Bildungsmesse Didacta bietet alles für den Lehrer. Wirklich alles?

Selbst die Industrie witzelt mittlerweile über die Probleme der Lehrer. „So schultern Sie die Schule leichter“, preist ein Hersteller von Lehr- und Lernausrüstung seine Neuheit an: den ersten speziell für Lehrer entwickelten Rucksack.

Diese und andere fürs Lernen wichtigen Dinge gibt es auf der gestern eröffneten Didacta in Köln zu bestaunen. Die Bildungsmesse, mit 800 Herstellern die größte Europas, ist immer auch ein Ort der Klage. Die Bundesländer zögen sich systematisch aus der Lehr- und Lernmittelfinanzierung zurück, kritisierte etwa Fritz von Bernuth, Chef des Verbands der Schulbuchverlage.

Bernuth ist Manager des Berliner Cornelsen-Verlags. Aber seine Klage ist nicht einfach mit dem Argument wegzuwischen, er sei Lobbyist. Denn Bernuth steht als Hersteller von Lernmaterialien nicht allein für Profit, sondern auch für den so leidenschaftlich vermissten Bildungsinhalt. Kein Pädagoge, kein grüblerischer Elternteil, kein neugieriger Surfer kommt angesichts der neuen Multimedia-Initiative von Bundeskanzler Schröder und der Telekom um die bange Frage herum: Was wird denn eigentlich gelehrt, wenn endlich alle Schulen am Netz sind?

1991 gaben die Länder noch 782 Millionen Mark für Schulbücher aus, heute sind es nur noch 521 Millionen. Wohin ist der Differenzbetrag geflossen? Wird das vermeintlich so generöse Angebot der Telekom, für zwei Jahre den Schulen die Anschlusskosten ans Internet zu schenken, womöglich eine böse Falle sein? Was geschieht, wenn der Anschluss 2002 wieder etwas kostet? Ist dann kein Geld mehr für das Schulbuch, die anspruchsvolle Lernsoftware, für den Inhalt also da? Man kann Bernuths Lamento über den „schleichenden Rückzug des Staates“ aus der Schulfinanzierung teilen oder nicht. Kaum anzuzweifeln ist seine Bemerkung, dass selbst ein moderner Computer mit funktionierendem Modem ohne Dreisatz, Abc und Schillers Glocke doch nur eine „leere Kiste“ bleibt, pädagogisch also wertlos ist. Oder sogar schädlich.

Der Lehrer wird wohl der Letzte sein, der Anschluss findet. „Die Lehrer müssen ans Netz“, sieht der einzige deutsche Multi-Media-Pädagoge, Peter Diepold von der Berliner Humboldt-Uni, das eigentliche Problem der Vernetzung. Der Lehrer ist zwar der eigentliche Träger und Vermittler des Bildungsinhalts. Aber was gibt man ihm? Einen Rucksack, damit er auch dieses Problem mit sich herumtragen kann. Wie praktisch. cif

Didacta, 14.–18. 2., Köln; am letzten Messetag von 9 bis 18 Uhr für jedermann geöffnet