Geld-Schrittmacher

■ Herzklappenskandal: Bewährungsstrafe für ehemaligen Harburger Oberarzt

Er hat sein Leben damit verbracht, anderen Menschen ihr Leben zu retten, und warum er jetzt angeklagt ist, versteht Manfred Paul K. nicht. Unzählige Herzschrittmacher hat er implantiert, brüstet sich der ehemalige Oberarzt am Harburger Krankenhaus und „umfassend wissenschaftlich gearbeitet“. Patzig kontert er die Fragen der Richterin, als wolle die nicht seine strafrechtliche Schuld klären, sondern seine medizinische Kompetenz anzweifeln. Das Landgericht verurteilt ihn zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten. Von 1991 bis 1995 soll K. rund 105.000 Mark von Pharmafirmen, bei denen er Herzschrittmacher bestellte, angenommen haben.

K. bestreitet nicht, dass er sich Geld auf sein Privatkonto überweisen ließ: Die Hersteller von Herzschrittmachern zahlten ihm den Flug zu Kongressen, die Unterkunft im Hotel und das luxuriöse Abendessen mit seiner Ehefrau. „Die Firmen knüpften daran die Erwartung, dass sie weiterhin bei Bestellungen berücksichtigt werden“, ist die Staatsanwaltschaft überzeugt. K. sagt, er habe „niemals Forderungen gestellt. Das ist mir alles angeboten worden“. Und über Bestellungen entschieden habe er stets „zum Wohle der Patienten“.

Statt Fragen zu beantworten, hält K. Vorträge über Schrittmachertechnik und seine internationale Reputation. Er doziert über moderne Meßtechniken und die Titel, die in den USA seinem Namen anhängen. Wann und wofür er Geld bekommen hat, weiss er nicht mehr, „er hat starke Verluste im Erinnerungsvermögen“, so sein Anwalt. Im Detail erinnert er sich hingegen daran, wer alles auf internationalen Kongressen „seinen Vortrag nach mir halten musste“.

„Was er getan hat, entsprach verbreiteter krimineller Übung in seinem Umfeld“, sagte der Staatsanwalt. Bundesweit rund 1500 ÄrztInnen und TechnikerInnen an 390 Krankenhäusern waren im Juli 1996 in den Verdacht geraten, Schmiergelder in Millionenhöhe von Pharmafirmen erhalten zu haben. In Hamburg hat die Staatsanwaltschaft in 68 Fällen ermittelt. 47 Verfahren wurden eingestellt. Noch sind sieben Verfahren gegen Ärzte anhängig, in denen noch unentschieden ist, ob es zum Prozess kommen wird. Elke Spanner