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■ Jens Walther, Finanz-Chef des Theaters, berichtet von seinen Workshop-Erfahrungen

Letzte Woche hat die kultur.management.bremen (kmb) für die Kulturinstitutionen der Stadt Workshops durchgeführt. Gerne hätte die taz hineingeschnuppert. Doch Presse war nicht erwünscht; was sich nachträglich als Glück herausstellte, denn der Informationswert soll sich in Grenzen gehalten haben, wie Jens Walter, Verwaltungsdirtektor des Bremer Theaters, berichtet.

Haben Sie jetzt erfahren, wie man effizient-innovativ-kreative Theaterarbeit bewerkstelligt?

Ach wo. Da wurde wieder mal ganz abstrakt über – lassen Sie mich in meinen Unterlagen nachgucken, wie das auf Neudeutsch heißt – über „Transparenz durch Entwickeln von Zielsystemen und Produktplänen“ geredet.

Klingt gut.

Bedeutet für uns aber einen gewaltigen bürokratischen Mehraufwand, der zu allem Überfluss auch noch sinnlos ist. Wir liefern unserem Aufsichtsrat nämlich längst exakte vierteljährliche Rechenschaftsberichte. Die müssen jetzt allerdings neu formuliert werden. Und das macht Arbeit.

Haben Sie denn nichts gelernt?

Ich bin Betriebswirt und Steuerfachmann und das Wörtchen Controlling ist durchaus kein Neuland für mich. Ich wüsste also nicht, was ich von Leuten mit wirtschaftlicher Berufsausrichtung lernen könnte, deren Verständnis für kulturelle Phänomene eher fragwürdig ist. Allerdings entstand im Laufe des fast achtstündigen Workshops eine Ahnung, welcher Horror hinter all der aufgeblasenen Sprache auf uns lauert: ein Überwachungssystem, das die Institutionen strikt nach dem Kostenfaktor bewertet.

Und was war jetzt der Sinn der ganzen Veranstaltung?

Ich denke, der kmb geht es zunächst einmal darum, durch ein riesiges bürokratisches Tamtam ihre eigene Existenzberechtigung unter Beweis zu stellen. Anregungen für eine wie auch immer geartete Innovation der konkreten Kulturarbeit sind von dieser Institution wohl nicht zu erwarten.

Und wie waren die Schinkenschnittchen?

Die waren ok.

Fragen: bk