Cash & Crash
: Börsenstar für ein Jahr

Berlin (taz) – Die Aktie des Elektronikkonzerns Epcos ist der neue Star der Frankfurter Börse. Nach dem Ausscheiden von Mannesmann ist das Unternehmen seit Montag Bestandteil des deutschen Aktienindex (Dax) und damit in die Elite der 30 größten deutschen Firmen aufgestiegen. Seit dem Börsengang Mitte Oktober 1999 bescherte Epcos seinen Aktionären satte Gewinne – nach einem Emissionswert von 31 Euro kostet die Aktie mittlerweile 164 Euro. Damit beträgt die Marktkapitalisierung derzeit rund 11,3 Milliarden Euro.

Die Gründe für den starken Anstieg sieht Epcos-Sprecher Heinz Kahlert vor allem in der Sogwirkung des Mobilfunks. Denn Epcos liefert seine Komponenten für Oberflächenwellen und Frequenzfilter an alle namhaften Handyhersteller. „Die Wachstumsraten der Mobilfunkindustrie wirken sich automatisch auch auf deren Zulieferer aus“, erklärt Kahlert. Zudem hätte sich die überraschend frühe Aufnahme in den Dax positiv ausgewirkt.

Beflügelt wurde die Entwicklung auch von den Unternehmenszahlen des ersten Quartals im neuen Geschäftsjahr (es endet am 30. September). Der Umsatz kletterte im Zeitraum Oktober bis Dezember 1999 um 47 Prozent auf knapp 722 Millionen Mark. Das Ergebnis vor Steuern legte um 160 Prozent auf 111 Millionen Mark zu. Auch für das Jahr 2000 zeigt sich der Vorstandsvorsitzende Klaus Ziegler optimistisch: „Wir gehen mit gut gefüllten Auftragsbüchern in das neue Geschäftsjahr.“

Epcos, das aus einem Joint Venture von Siemens und dem führenden japanischen Hersteller elektronischer Bauteile Matsushita hervorgegangen ist, hat sich auf die Produktion von passiven Bauelementen spezialisiert. Hierzu zählen Kondensatoren, Kaltleiter und Widerstände, die man für elektrische Signale oder zum Schutz elektronischer Schaltungen benötigt. Diese Elemente werden in fast allen elektronischen Geräten benötigt. Neben dem Mobilfunk finden sie in der Automobilbranche und der Konsumelektronik Anwendung.

Kurzfristig schätzen Bankanalysten die Aussichten der Epcos-Aktie sehr gut ein. Epcos-Experte Karsten Iltgen von der West LB Research verweist auf die boomende Branche und einen geringen Preisdruck. „Die Zahlen werden vorerst weiter steigen, zumal die Kapazitäten ausgeweitet werden“, erklärt Iltgen. Insofern sei die Aktie jetzt besonders für kurzfristige Anleger attraktiv. Langfristig sei Epcos aber keine Aktie zum Halten. Denn zusätzlich zu den zyklischen Schwankungen werde Epcos immer mehr Konkurrenz bekommen. Künftig werden aktive Bauelemente (Chips) zunehmend passive Bauelemente integrieren können. „Die positive Entwicklung wird noch zwölf Monate anhalten“, schätzt Iltgen, „danach wird sie voraussichtlich verlieren“. Christian Krämer