„Wir sind Kinder, keine Sardinen“

■ Scharfer Protest gegen Einschränkung der Hort-Betreuung

Wie viele Hort-Kinder passen in das Dienstzimmer von Sozialsenatorin Hilde Adolf (SPD)? Ges-tern Mittag der Test: 100 protestierende Menschen jedenfalls finden dort keinen Platz. Die Senatorin stellte sich der laut vorgetragenen Kritik von Kindern und Hort-MitarbeiterInnen – nach einer Stunde zogen die Protestler tendenziell unversöhnt ab.

Hort-MitarbeiterInnen fürchten um ihre Jobs, seitdem die „volle Halbtagsschule“ angekündigt ist: Ab September sollen Grundschulkinder bis 13 Uhr in der Schule betreut werden. Bisher gingen rund 20 Prozent der Grundschüler in einen Hort, wenn die Schule früher aufhörte. Auch nachmittags sind diese Betreuungseinrichtungen geöffnet, dies soll auch weiterhin der Fall sein. Hort-Plätze sind begehrt – letztes Jahr fehlten mehr als 700 Plätze.

Auch die Kinder kommen schlechter weg, wenn sie in der Schule statt im Hort betreut werden, prognostizieren die PädagogInnen: Die individuelle Betreuung weiche der unqualifizierten Massen-Aufbewahrung durch Billig-Personal. „Ich will nicht aufbewahrt werden. Wir sind Kinder, keine Sardinen“, sagt die 9-jährige Elena und erntet Applaus.

Adolf verteidigte das Konzept der verlässlichen Grundschule: In Zukunft würden mehr Kinder betreut werden können, als zurzeit. Nun werde auf Grundlage der neuen Hort-Anmeldungen – die Frist lief vor zwei Tagen ab – beraten, wie die bestehenden Horte in die verlässliche Grundschule eingebunden werden können. „Hort für Hort und Stadtteil für Stadtteil“ werde der kommenden Bestandsaufnahme unterzogen. Das Ressort geht davon aus, dass bis zum Jahr 2005 rund 40 Hort-MitarbeiterInnen weniger gebraucht werden, wenn die verlässliche Grundschule planmäßig eingeführt wird. cd