Café hat ausgekocht

Arbeitsamt will 18 ABM-Stellen eines Steilshooper Projekts nicht verlängern, das alle schätzen und der Stadtteil braucht  ■ Von Sandra Wilsdorf

Torte für zwei und ein warmes Mittagsgericht für fünf Mark: In Steilshoop gehen Menschen essen, die sich das sonst nicht leisten könnten. Denn es gibt „Das Café“ – noch. Das Arbeitsamt Hamburg will nämlich 18 im März auslaufende ABM-Stellen nicht verlängern, obwohl es das in den 12 Jahren zuvor getan hat. „Offenbar waren Kontrolleure des Arbeitsamtes hier“, sagt Projektleiterin Petra Lafferentz von „Das Café“. Weil die zu essen und zu trinken bekommen haben, hat das Arbeitsamt nun den Eindruck, das Café störe den freien Wettbewerb. Denn eigentlich darf hier nur bedient werden, wer eine Berechtigungskarte hat. Die bekommen ausschließlich Steilshooper mit geringem Einkommen. Das Projekt ist zugleich Kommunikationsort für AnwohnerInnen und bietet langzeitarbeitslosen Frauen eine Arbeitsmöglichkeit.

24 Frauen arbeiten hier auf ABM-Stellen, zehn Auszubildende werden mit EU-Geldern zu Hauswirtschafterinnen oder Bürofachfrauen ausgebildet. „Im Herbst waren beide Stellen der Anleitungskräfte unbesetzt, deshalb kann es passiert sein, dass die Mädchen nicht kontrolliert haben“, vermutet Lafferentz. Um das sicherzustellen, verlässt sich das Café nun auf die Technik. In eine neue Kasse müssen die Kartenummern eingegeben werden: Keine Karte, kein Essen. „Das haben wir dem Arbeitsamt geschildert, aber die haben nicht reagiert“, sagt Lafferentz.

„Da war die Ablehnung schon raus. Wir haben den Fall an das Landesarbeitsamt Nord weitergegeben, die können das in ihre Beurteilung einbeziehen“, sagt Karl-Heinz Klemann, Abteilungsleiter Arbeitsvermittlung beim Hamburger Arbeitsamt. Er halte das Projekt für sinnvoll und gut, „aber es hat im Laufe der Jahre immer wieder Auflagen und Versprechen gegeben, die nicht eingehalten wurden“. Meistens ging es dabei um Fragen des Wettbewerbs, denn ABM dürfe eben nicht am Markt arbeiten. Aber vielleicht könnte die Stadt Hamburg einspringen und die Stellen in Strukturanpassungsmaßnahmen umwandeln.

Die Stadt trägt über die Sozialbehörde seit Jahren einen Teil der Kosten. SPD-Sozialsenatorin Karin Roth versichert ihr „hohes Interesse am Fortbestehen des Projektes“. Für sie sind mit dem neuen Kassensystem die an die Genehmigung der AB-Maßnahmen gekoppelten Auflagen ausreichend berücksichtigt.

Weil das Café neben arbeitsmarkt- auch stadtteilpolitische Aufgaben wahrnimmt, ist auch die Stadtentwicklungsbehörde (Steb) beteiligt: Sie hat eine halbe Million Mark in „Das Café“ investiert. Über das drohende Aus sagt Jochen Schnack von der Steb: „Wir wären überhaupt nicht glücklich, wenn das Arbeitsamt das Projekt beenden würde. Wir wünschen uns eindringlich, dass es weiter läuft, denn es ist wichtig und schafft jungen Mädchen Perspektiven.“

Nicht einmal die Verwaltung des angrenzenden Einkaufszentrums hat etwas gegen das Projekt. Sie nennt „Das Café“ in einem Schreiben eine „gelungene Ergänzung zum herkömmlichen Angebot“.