13 einmalige Fresken

■ In Bremen wurden 13 Wandbilder ehemaliger französicher Kriegsgefangener gefunden und vollständig restauriert / Vier davon werden zurzeit erstmals ausgestellt

Gut vierzig Jahre waren sie unter weißem Kalk versteckt und völlig vergessen: 13 Wandbilder aus dem Bremer Holzhafen, die französische Kriegsgefangene bis Frühjahr 1943 hier gemalt hatten. Zehn weitere Jahre brauchte es, bis die in Deutschland einmaligen Bilder entdeckt, restauriert und vier davon jetzt erstmals ausgestellt wurden.

„Bilder des Widerstands sind die Fresken sicher nicht“, sagt die Bremer Historikerin Helga Bories-Sawala. Die Farben haben die französichen Maler von den Nazis wohl gestellt bekommen. „Dennoch wurde in den Bildern versteckt Kritik untergebracht“, meint die Historikerin: Auf dem einen Bild sieht man Menschen, die anstehen müssen, um auf einem Ofen kochen zu können. Vom Ulrich-Schuppen wisse man, dass es viel zu wenig Öfen gab. Nur auf einem der Bilder sieht man einen Mann vor Freude strahen – als er das Etikett für ein Päckchen von zu Hause bekommt.

Die dreizehn Fundstücke zeigen allesamt Alltagsszenen der Kriegsgefangenen: Beim Beladen der Schiffe, beim Kartoffelschälen, beim Wäschewaschen. Vermutlich sollten die Bilder einfach nur das Lager verschönern: In 2,40 Meter Höhe wurden an die Wand gemalt – direkt über die Doppelstockbetten.

„Es ist ein riesiger Zufall, dass die Fresken hier erhalten geblieben sind,“ sagt Boris-Sawala. Denn zumeist wurden die Baracken, Turnhallen und Lager der Kriegsgefangenen nach dem Krieg zerstört oder umfunktioniert. Der Ulrichsschuppen wurde als Lagerhalle weiter benutzt. So verschwanden die Bilder unter viel weißer Farbe. Ab und zu hinterließen Gabelstapler böse Schrammen. Und zu kalt und feucht war es eigentlich auch.

Pastor Hartmut Drewes war es, der die Bilder 1989 entdeckt hatte. Den ersten Hinweis bekam er zwei Jahre früher – ausgerechnet auf einer Reise durch Kasachstan: Dort erzählte ihm ein ehemaliger Zwangsarbeiter vom Lager im Holzhafen. Wieder zu Hause, ging Drewes den Spuren nach. Und fand das Lager der Ostarbeiter und nebenan das Lager der Franzosen mit den Bildern. „Nur eins davon war damals rudimentär zu sehen,“ erzählt Drewes.

Erst als das Landesamt für Denkmalpflege der Sache nachging, wurde klar: Zwölf weitere Wandbilder lagen unter dem Putz verborgen. Alle in einem denkbar schlechten Zustand. Klar wurde auch, dass eine Restaurierung viel Geld kosten würde. Der damalige Leiter des Amtes für Denkmalpflege schrieb Bettelbriefe quer durch die Republik. Ohne Erfolg. Schließlich gewährten die Stiftung Wohnliche Stadt und auch die beiden Firmen, denen die Schuppen gehörten, einen Zuschuss für die 100.000 Mark teure Restaurierung.

Für den kompletten Bilderzyklus reichte das Geld nicht: Nur die vier Besterhaltenen sind jetzt dauerhaft im Staatsarchiv zu sehen. Die anderen müssen auf weitere Spenden warten.

„Enttäuscht bin ich, dass das Focke-Museum keinen Platz für ein Bild hatte“, klagt Entdecker Drewes heute. Und auch das Rathaus musste ablehnen, erklärt Hartmut Müller, Leiter des Staatsarchivs: Die Bilder waren zu groß. Eins möchte Pastor Drewse noch versuchen: Vielleicht könnte die evangelische Kirche die Restaurierung eines weiteren Bildes bezahlen, das im Haus der Kirche hängen könnte. Schon nächste Woche will sich Drewes mit dem Präsidenten der Kirche treffen: „Die Bereitschaft ist wohl da“, glaubt er: „Aber mit der Finanzierung ist das so eine Sache.“ pipe