Playboy-Mülleimer
: Tittenblatts eisige Ergüsse

Stellen wir uns mal janz dumm: Wat is eijentlich ne Reportage? Reportage ist, wenn jemand wo hingeht und was Erlebtes zurückbringt, also reportiert. Wat ist ne Playboy-Reportage?

Ganz was ganz anderes.

In der Februar-Ausgabe hat sich das Tittenheft dem Sporte gewidmet. Per großer „Reportage“, wie reißerisch vermerkt ist. Thema: Die 1. Eisgolf-WM in Grönland. Autorin: eine Birgit Huber.

Dabei gerät der schlecht erfundene Text zu einer derart grotesken Lachnummer, dass selbst Käptn Blaubär schamvoll errötet wäre. So daneben, dass sich niemand mehr wundern würde, wenn alle Nacktmodels seit Erfindung des Silikons in Wahrheit Männer gewesen sind.

In des Playboys eisigen Ergüssen ist schon der Name des Austragungsortes Uummannaq falsch geschrieben. Grönland ist richtig geraten, dass der Text aber aus „Nordostgrönland“ stammen soll, ist falsch: Das Spektakel fand an der Westküste des Landes statt; Entfernungsfehler etwa die Strecke München – Moskau. Ständig lässt Märchentante Huber Huskys über die Fairways laufen. Die es dort aber gar nicht gibt, sondern allein Grönländische Schlittenhunde. Ständig fliegen rote Bälle übers Eis – dass nur mit gelben gespielt wurde, hätte der farbenblinden Autorin schon bei oberflächlicher Sicht auf ihre eigenen Fotos auffallen können. Auch sind Zahlen nicht ihr Ding: 20 Golfprofis seien am Start gewesen. Tatsache: Einer war da, der Ire Ronan Rafferty, aber der sah handverletzt nur zu. 40 Spieler hätten insgesamt mitgemacht. 40 stimmt: Es gab 40 eisgekühlte Ohren und Hände und 40 dick verpackte Füße. Macht 20 Golfer.

Bei Huber wurde auf „eisbedeckten Küsteninseln“ gespielt. Unfug: Das Turnier fand allein auf tiefgefrorenem Meer statt. „Die einzigen Unebenheiten sind Eisberge“: Sind Titanic-große Kolosse eine Unebenheit? Loch 8 sei das schwerste gewesen: reine Erfindung (immerhin gab es ein solches). Ein Ball (rot, klar) sei „mit 132 km/h das Fairway hinunter“geflogen: Woher die Messung? Wo „hinunter“ auf ebenem Eis? „Bei den meisten stand auf der Scorekarte ‚zwölf und viel-viel‘ “. Das ist Münch(en)hausen total.

Die Hintergründe: Huber sitzt ausweislich des Impressums in der Münchener Textredaktion des Männerfantasieblattes. In Grönland war sie nicht. Sondern hat die Bilder von einer US-Agentur gekauft und in einer Reportage in Sports Illustrated munter abgepinselt. Dass die Englischkenntnisse nicht reichten – what shall’s!

Huber hat das Ereignis zu einem yuppiehaften Gaga-Event verweißwurstet und sich sicher gefühlt auf ihrer Fantasiereise: „Die Wahrscheinlichkeit, jemanden zu treffen, der im ewigen Eis Bälle geschlagen hat“, fabuliert sie kühn, „tendiert gegen Null.“

Falsch spekuliert, Ma’am: taz-Leser finden eine richtige Reportage heute im Reiseteil. Von einem, der sogar dabei war. Bernd Müllender